inkompetente internet-installation
es passieren schon merkwürdige dinge. Irgendwann wollte mein laptop einfach keine internetverbindung mehr aufbauen. Für die meisten menschen kein beinbruch, für mich schon. Es passierte an einem sonntagabend und meine freundin, die sich sonst um diese sachen in meinem haushalt kümmert, war gerade abgereist. Also nur vorübergehend. Nicht endgültig. Wir führen eine fern- und somit wochenendbeziehung. Die installation von technischen geräten ist für mich keine leichte aufgabe. Anderen geht sowas locker von der hand. Mir nicht. Bei mir macht sich schnell panik breit. Ich habe keine geduld und meine frustrationstoleranz ist bei solchen dingen extrem gering. Als ich gestern abend dann plötzlich keine internetverbindung mehr hatte, wusste ich zunächst mit dem abend nichts anzufangen. Dann wollte ich die verbindung reparieren, wusste aber nicht, wo anfangen. Außerdem war die tesafilm-rolle verbraucht. „ist doch eh w-lan, du doof“, warf ich mir gedanklich vor. Nach mehrmaligen ein- und ausschalten des modems und munterem rauf- und runterfahren meines laptops gab ich es auf. So einfach finden modem und rechner also nicht wieder zusammen. Hätte mich auch gewundert. Auf dem modem blinkten einige lichter rot, die sonst grün blinken oder leuchten und ich hielt das für ein schlechtes zeichen. Nachdem ich mir dann einige zeit darüber gedanken gemacht hatte, wofür ich eigentlich das internet bräuchte und ob es nicht auch ohne ginge, rief ich meine freundin an. Ihre erste antwort war für mich der erste tritt in die eier. „guck doch mal in die bedienungsanleitung, was die blinkenden lichter zu bedeuten haben“, sagte sie; da hätte ich ja wohl noch selber drauf kommen können. War ich aber nicht. Ferner werde sie sich am freitag dann darum kümmern. Ich werde es ja allein – wie immer – nicht hinkriegen, führte sie weiter aus. Ich wollte mich empören, fürchtete aber, wenn ich zu selbstbewusst aufträte, dass sie, um mich mit hohn und spott überziehen zu können, am freitag die internetverbindung dann nicht repariert – im sicheren wissen, dass ich es allein nicht hinkriege. Was bin ich eigentlich für ein mann?, fragte ich mich. Ein mann, der bei der installation technischer geräte seine freundin braucht. Es ist zum verzweifeln. Dann heute morgen die überraschende wende. Befeuert durch zwei tassen kaffee und vier scheiben toast wagte ich mich noch mal an die schier übermenschliche aufgabe. Ich rief den installation-assistenten auf (das ist leider nur eine bildschirmmaske, keine person, der ich mein leid hätte klagen können) und führte noch mal eine komplette neuinstallation durch. Klingt großartig, hat aber alles der installation-assistent gemacht. Ich musste nur passwörter und wpa-schlüssel eingeben (bei günther jauch wäre ich gescheitert, da ich jedes passwort mindestens ein mal falsch eintippte). Ich glaubte zwar nicht, dass ich damit erfolgreich sein würde, hatte aber auch nichts besseres zu tun. Und dann (nachdem der assistent mich darauf aufmerksam gemacht hatte, dass ich vergessen hatte, am modem wieder alle kabel anzuschließen – wie hat der das eigentlich sehen können, das modem steht doch im flur?) urplötzlich - die installation war noch gar nicht ganz abgeschlossen - leuchteten am unteren bildschirmrand fünf ansteigende volle balken auf. Für mich die treppe direkt zum olymp. Hektisch rief ich einige internetseiten auf (spiegel-online, amazon, chilloutzone) und als diese dann alle angezeigt wurden, wusste ich: ich habe es geschafft. Meine erste selbstaufgebaute internetverbindung. Wahnsinn. Ohne fremde hilfe (also bis auf die des installationsassistenten). Aber das mit dem vergessenen internetkabel hätte ich bestimmt (vielleicht, eventuell) irgendwann selber bemerkt. Ich fühlte mich wie ein junger gott und überlegte kurz, mich von meiner freundin zu trennen, da ich sie ja nun nicht mehr bräuchte. Andererseits kann ich auch keinen fernseher programmieren und ihr altes iphone will sie dann bestimmt auch zurück haben. Nach kurzem hin und her sprach also doch mehr für die aufrechterhaltung der beziehung. Dafür werde ich am wochenende ihr gegenüber aber viel selbstbewusster auftreten. Schließlich habe ich allein und ganz souverän eine internetverbindung installiert. Und dann surfte ich glücklich und munter als neuer echter mann ein wenig im internet herum.
bratapfel-süß-sauer - 12. Nov, 11:55