Montag, 17. März 2014

leben, glück und so

pubertärer besinnungsaufsatz für gleichgesinnte

manchmal beschäftigt mich die frage: wer bin ich? Und weil ich darauf nie eine befriedigende antwort finde, schwenke ich dann häufig auf die etwas konkretere, aber immer noch schwierige frage um: was will ich? Oder: Wie will ich leben?
Auch für diese frage finde ich selten eine zufriedenstellende antwort. Aber da ist es auch schon, ein wichtiger begriff: zufrieden. Wie die meisten menschen sehne ich mich nach zufriedenheit. Und diese zufriedenheit darf auch gern mal, für kurze momente, zu einem glücksgefühl aufsteigen. Aber mit der zufriedenheit ist das so eine sache. Wer kennt das nicht? Mal ist sie da, dann aber auch wieder ganz schnell weg. Oder: ich bin mit bestimmten lebensbereichen recht zufrieden, mit anderen aber höchst unzufrieden. Und so geht das hin und her. Und so zielt die frage nach meiner lebensge- bzw. -umgestaltung auch immer auf eine steigerung der eigenen zufriedenheit ab. Wie kann ich noch zufriedener werden, ja noch häufiger glücklich sein? Ist das überhaupt möglich? Habe ich darauf einfluss? Ich weiß es nicht. Und oft verlaufen diese grübeleien dann ergebnislos im sand. Und ich mache weiter wie bisher. Ist das richtig? Kann mir jemand dabei helfen?
Brauche ich einen lebensberater, also einen coach? Oder vielleicht ein wochenendseminar: einfach glücklich in 48 stunden?
Bei allen möglichen dingen ziehen wir, also ich zumindest, experten oder fachliteratur zu rate: hausbau, kindererziehung, segeln usw.. nur beim thema „richtig leben“ werden alle komplett allein gelassen, ist man hilflos bzw. auf sich gestellt, wenn die eltern einem auch nicht weiterhelfen konnten bzw. nicht als nachahmenswertes vorbild erscheinen.
Wie viele sehnen sich nach vorbildern, nach hilfe, nach sinn, sind aber orientierungslos, nehmen medikamente oder drogen und schleppen sich unzufrieden bis unglücklich durch ihr leben?
Haben ebenfalls keine befriedigende antwort auf die fragen: wie soll ich, wie will ich leben?

John lennon hat mal gesagt: „leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere pläne zu machen.“ Sehr gut, herr lennon, eins, setzen. Aber hilft mir diese erkenntnis weiter?

Schon andere große männer haben sich mit der frage beschäftigt, was ein sinnvolles leben ist bzw. wie man leben soll:

nach aristoteles empfiehlt sich der „mittlere“ weg, also ein maßvolles leben, bei welchem man die extreme meidet.
Der philosoph wilhelm schmidt meint, dass es auf das glück gar nicht ankommt, sondern man seine aufgaben erledigen soll.
Andere leute haben das glück im verzicht, in der askese, in der bedürfnis- und forderungslosigkeit gesehen. Dieser ewig grinsende, dicke, im schneidersitz sitzende glatzkopf empfiehlt meditation.
Das christentum hat seit zweitausend jahren die 10 gebote und die nächstenliebe im programm.
Wieder andere empfehlen tatsächlich berufliche karriere, anhäufung von reichtum und egoismus als glücksbringer.
Andere halten die familie für das glück. Oder die selbstverwirklichung, was auch immer das sein mag.
Oder:„sinn“ erfahre man, wenn man etwas sinnvolles tue. Kommt mir vor, als ob die antwort auf die frage, was soll ich tun, mit: „das richtige“ beantwortet würde. Ist aber vielleicht doch gar nicht so dumm, wie es auf den ersten blick erscheint. Vielleicht wissen viele unterbewusst, was das richtige für sie ist oder wäre, und handeln dann trotzdem anders.

Lässt man die ganze philosophische überhöhung der frage weg, kann man feststellen, dass es zufriedene, gar glückliche menschen gibt, die nie über die fragen des richtigen lebens nachgedacht haben. Sondern stattdessen mehr oder weniger immer das gemacht haben, was ihnen richtig erschien. Das ist für diese menschen zwar schön, aber für die anderen, die sich vielleicht zu viele gedanken machen, kein trost und keine hilfe. Oder doch? Sicherlich kann der ansatz: wann bin ich zufrieden, wann glücklich? weiterhelfen. Aber …, ich weiß trotzdem nicht, was ich machen soll.

Vielleicht ist aristoteles ansatz des „mittleren“ weges weiterführend: also maßvoll leben. Wer kennt es nicht: eine halbe stunde sonne tut gut, nach 4 stunden habe ich aber einen ordentlichen sonnenbrand. Ein riegel schokolade ist toll, die ganze tafel am stück nicht so. sport kann wohltuend und belebend sein oder eine einzige quälerei. Nur zu arbeiten ist nichts. Nur faul sein auch nicht erstrebenswert.

Ein Leben zwischen fleiß und faulheit, zwischen anspannung und entspannung, zwischen routine und abwechslung wäre somit anzustreben.

„die kunst der balance“ heißt so auch eines der kleinen philososphischen ratgeber von wilhelm schmid.

Und vielleicht ist das auch die antwort und gleichzeitig ein schmaler grat. Sich immer wieder zum maß halten zwingen; immer wieder die goldene mitte suchen und sich ihr annähern.
Das ist sicherlich anstrengend, da sich pauschale aussagen kaum machen lassen. Jeder muss seine eigene mitte finden, seinen komfortbereich. Bei dem einen mag dieser im absoluten außenbereich eines anderen liegen.
Bin ich also nach diesen morgendlichen erwägungen bei einer tasse kaffee und einem zigarillo genauso weit wie vorher? Ich hoffe nicht.

Noch mal anders: warum das auch immer so ist, das streben nach absolutheit, nach absoluten werten, perfektion, ständiger steigerung, maximierung in allen möglichen bereichen ist vielleicht eine quelle des unglücks. Das leben ist wohl kein marathon, keine leistungsprüfung, sondern ein ständiges auf und ab. Es gibt keine absoluten werte, keinen exakten plan, den wir einhalten könnten, um glücklich zu werden.
Die frage „wie soll, oder eher, wie will ich leben?“ muss am ende wohl wieder jeder selbst beantworten.

„Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen.“ (B. Brecht, der gute mensch von sezuan).

Nach erneutem lesen kommt mir der text wie ein mißglücktes „wort zum sonntag“ vor. Möge ein bei diesem thema beflissenerer eine bessere predigt halten. Amen.

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