Montag, 11. März 2013

der verspätete rebell

wer meinen namensvetter kennt, versteht die anspielung. Die anderen wie immer nicht. Wie sie sonst auch nichts verstehen.
Das, was andere wohl als rebellentum in der pubertät an den tag legen, hole ich jetzt ca. 18 jahre später nach. Wieder andere bleiben aber auch ihr leben lang rebellen. Können sich nie anpassen. Lassen sich keine angst machen und lachen über die versprechen und in aussicht gestellten belohnungen und ehrungen.
Wer einmal den ganzen wahnsinn auch nur halbwegs durchschaut hat, ist danach nicht mehr bereit, die ihm zugedachte statistenrolle in der gesellschaft weiter auszufüllen. Er verweigert die weitere teilnahme an der gesellschaft.
Die eingereihten tun natürlich alles, um den aussteiger zur umkehr zu bewegen. Mit allen mitteln: gutem zureden, vorwürfen, drohungen, manchmal gar mit gewalt.
Sie merken gar nicht, dass ihr aggressives drängen auf rückkehr den aussteiger in seiner ansicht, sich von der gesellschaft weiter fernzuhalten, nur bestärkt. Wenn alle so glücklich in der mühle oder im hamsterrad sind, warum können sie einen aussteiger nicht dulden? Warum stört es sie so, dass sich ihrer vorgegebenen ansicht nach einer durch den ausstieg unglücklich macht? Ist es nächstenliebe? Die sorge, um das wohlergehen seines nächsten? Ich denke nicht. Sie ertragen nicht, dass der aussteiger auf einmal frei und glücklich wirkt, ihnen somit indirekt den spiegel vorhält und ihre eigenen ziele (haus, großes auto, karriere) zu staub zerfallen lässt.
Wieso ist ein mittelloser glücklich? Denken sie. Das darf nicht sein. Ihnen hatte man doch beigebracht, dass man nur durch harte arbeit und erst in fortgeschrittenem alter (frühestens ab 50) glücklich wird. Weil man erst dann auf ein geglücktes leben voller arbeit und leistung zurückblicken kann. Ein haus, frau und kinder, alle paar jahre ein neues auto, urlaub usw..
wieso erlaubte sich da einer zufrieden vor sich hinzuträumen, ohne vorher hart gearbeitet zu haben?
Wie kam einer dazu, nicht zu arbeiten? Also auf kosten anderer zu leben?

Dass banker milliarden verbrannten aus gier und damit ebenfalls naive u/o gierige leute um ihre altersvorsorge (in den usa gar um ihr obdach) brachten , mit steuergeldern milliardenrettungsschirme für banken aufgespannt werden mussten, ist natürlich etwas völlig anderes. Den immerhin hatten die finanzberater ja gearbeitet. Es ist nicht wichtig, was man tut, hauptsache man arbeitet viel.

Vielleicht möchte ja der ein oder andere aussteiger sogar arbeiten. Aber unter anderen bedingungen, als die, die er in der arbeitswelt vorfindet: stress, druck, angst, überstunden, mobbing usw.. es ist nun mal, wie es ist, werden dann andere wieder entgegnen. Darauf kann dann der aussteiger antworten: es ist zu dem geworden, zu dem ihr es gemacht habt. Vor 50 jahren sah die arbeitswelt ja auch ein bißchen anders aus.

„die globalisierung hat uns dazu gezwungen“
„die globalisierung oder die gier einiger gewiefter geschäftsmänner?“
„man muss sich mit der realität abfinden. Mir gefällt auch nicht alles.“
„ja, aber solange keiner aufbegehrt und laut sagt, ich mache diesen ganzen quatsch nicht mit, ich lasse mich nicht verheizen, krank machen oder zu etwas zwingen, was ich nicht will, wird sich auch nichts ändern. Die reichen werden immer sagen, dass die konkurrenz sie dazu zwingt.“
„dann wähl doch die linken und geh bis zu deren wahlsieg arbeiten“
„wähl, wen du willst und guck dir an, ob ein regierungswechsel in den letzten zwei jahrzehnten den sog. Kleinen leuten geholfen hat. Wer muss denn über steuergelder alles finanzieren, während unternehmen millionengewinne machen und keine steuern zahlen ?“
„mit dir kann man echt nicht diskutieren; total verblendet. Und dazu noch ein fauler sozialschmarotzer“
„lieber sozialschmarotzer als angepasster arbeitssklave“

kleiner selbstfindungstrip

die zeit wird knapp. Rauch verlässt meinen mund. Das handy als stille anklage vor mir auf dem tisch. Ödipus oder sich selbst verwirklichende prophezeihungen. Gedanken an die eltern. Draußen schneit es. Er bleibt sogar liegen. Und das mitte märz. Naja, meine eltern fahren bald in den skiurlaub. Und danach an den gardasee. seit zwanzig jahren die gleichen urlaubsorte. Kann man ihnen das vorwerfen?
Ich fahre mangels geld über ostern zu meinen potentiellen schwiegereltern nach ostwestfalen. Die mögen mich. Wenn nur die sache mit der arbeitslosigkeit nicht wäre. Aber ich bestehe, beharre darauf. Vielleicht die wichtigste erfahrung in meinem leben. Meine freundin hat sich damit wohl schon abgefunden. Sie sieht ja, dass ich nicht nur rumhänge, sondern lese und schreibe, als hätte ich es schon geschafft. Ich wünschte, dass es mir gleichgültig wäre, aber die hoffnung irgendwann in irgendeiner art und weise davon leben zu können, ist schon groß. Erst für, dann von der literatur leben. Anders geht es wohl nicht. Wenn die zweifel, unsicherheiten und ängste manchmal die überhand zu gewinnen drohen und die äußeren stimmen, die einen sicheren, bürgerlichen beruf fordern, beinahe zur inneren werden, gerate ich zum glück immer wieder an bücher wie „the rum diary“ oder einen erzählband von raymond carver oder romane von wilhelm genazino und dann weiß ich, dass ich nicht anders kann. Und auch gar nicht anders will.
Das leben zwischen zwei buchdeckeln, trost in den dunklen stunden, geteilte freude und geteiltes leid. Literatur als größte stütze meines lebens. Dafür bin ich bereit, einiges in kauf zu nehmen. Hoffentlich bricht diese stütze nie weg.
Das zigarillo ist jetzt zu ende geraucht und erlischt im aschenbecher. Mehr fällt mir jetzt nicht ein. Also setze ich mich an den laptop und tippe diesen inneren monolog ab. Mal sehen, was dann passiert. Es ist ja erst montag morgen.

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