Mittwoch, 10. April 2013

flugrattensuppe

Ich sitze mal wieder in der sonne vor mcdonalds. Ist es eine ironie des alltags, dass mcD die schönsten außenplätze in der osnabrücker innenstadt hat? Hinter mir prügeln sich auf einem stark zurecht gestutzten baum, es ist eigentlich nur noch ein baumstumpf, zwei tauben.
Ich rauche eine billige zigarre wie sie mein opa zu lebzeiten auch geraucht hat. Mein opa hat in seinen späteren jahren tauben gezüchtet. Ab und zu landete eine in der suppe. Also tot und gerupft. Nicht lebendig und aus versehen. Flugrattensuppe, na lecker. Später ist mein opa an krebs gestorben. Ich weiß gar nicht, ob es lungenkrebs war. Mein opa ist nach seinem tod nicht in der suppe gelandet; sondern unter der erde. Mit mitte sechzig. Ist auch nicht gerade alt geworden. Ich kann mich kaum noch an ihn erinnern. Ich war ungefähr 9 jahre alt, als ich ihn als kleines zusammengeschrumpeltes männchen noch mal kurz vor seinem tod gesehen habe. Da war er schon schwerhörig und leicht verwirrt. Ich habe es als kind nicht verstanden. Also weder die krankheit noch den tod. Für meine oma war sein tod eine art befreiung.
Ein straßenmusiker spielt nebenan auf seiner klarinette „yesterday“ von den beatles. Er trifft nicht alle töne, aber das stört mich gerade nicht. Ich treffe auch nicht immer den richtigen ton, und das sogar noch ohne instrument. Auf der letzten gegnerischen familienfeier wurde, als ich schon in der bahn auf dem weg nach hause saß, mein blog-text „familienfeier“ ohne mein wissen und gegen meinen willen vorgelesen. Es las der onkel, den ich in diesem text als sympathischen verlierer bezeichnet habe, laut vor. Kam bei den von mir im text beschriebenen personen wohl nicht so gut an. Habe ich mir von meiner freundin sagen lassen. Naja, man kann sich nicht nur freunde machen. Mal sehen, ob sie beim nächsten zusammentreffen noch mit mir reden.
Ansonsten döse ich so in der sonne vor mich hin, werde wohl knackig braun und freue mich auf den verspäteten frühling. Der wenig begabte straßenmusiker versucht es jetzt mit einem walzer. Meinetwegen. Wenigstens gibt er vor, über ein breites repertoir zu verfügen.
In ein paar tagen habe ich geburtstag. Das geburtstagsgeld meiner eltern brauche ich, um für meine freunde ein paar kisten bier hinzustellen und um den rest des monats zu bestreiten. Kaum geld zu haben ist oft ganz schön anstrengend. Kein geld, aber ansonsten reich, denke ich. Ist mir so wesentlich lieber als umgekehrt.
Jetzt trällert ein vögelchen gegen den walzer an. Wohl eine amsel, glaube ich. Mit vögeln kenne ich mich überhaupt nicht aus. Die amsel hat vor sich keinen becher oder hut, so dass ich ihr etwas kleingeld für ihre gelungene musikalische darbietung geben könnte. Jetzt sucht sie nach resten unter den mcD-tischen. Sie guckt mich fragend an, lehnt aber den angebotenen kaffee ab.
Vor mir stehen jetzt zwei rauchende russen, so um die zwanzig, und geben sich betont cool und männlich. Mich beeindrucken sie damit nicht. Aber ich bin wohl auch nicht ihre zielgruppe.
Koffein und nikotin feiern in meinen adern eine party. Und ich mache einfach mal mit. Will ja kein spassverderber sein.
Vielleicht kaufe ich mir gleich noch ein paar neue flipflops. Flipflops an (gepflegten) männerfüßen findet meine freundin nämlich gut. Meine alten habe ich im letzten sommer durchgelatscht. Nicht so gut findet meine freundin sonnenbrillengläser zum aufstecken. Solche habe ich mir bei fielmann bestellt. Diese hochklappfunktion der sonnenbrillengläser finde ich endgeil. Ich glaube, ich werde den ganzen sommer mit hochgeklappten sonnenbrillengläsern auf meiner brille rumlaufen. Bei manchen sachen bin ich eben stilsicher. Genau wie bei meinen gestrickten krawatten mit geradem abschluss. Da muss meine freundin durch. Ich halte mich ja auch zurück, wenn sie ihre kartoffelstampfer in eine leggins zwängt und das ganze durch einen rock nur notdürftig kaschiert. Wahrscheinlich bekomme ich für die letzten sätze mächtig ärger, aber als künstler muss man eben frei und unabhängig sein (hasi, du hast ganz zauberhafte beine, schön und schlank wie bei einem jungen rehkitz, bitte tu mir nichts!)
meine freundin amüsiert sich ja auch gern auf meine kosten (bspw. Über meinen bauch). Dabei bin ich gerade mal ein wohlgenährter mann in seinen besten jahren.
So, lieber leser, ich will dich mit den interna meiner beziehung nicht weiter langweilen. Der kaffee ist ausgetrunken, die zigarre geraucht, dem straßenmusiker ist wohl die luft ausgegangen und ich mache mich auf den heimweg. Nach diesem ereignisreichen vormittag wird es höchste zeit für einen ausgedehnten mittagschlaf.

nur mehr ist mehr

es gibt ja so leute, die behaupten ernsthaft: weniger ist mehr. Völliger quatsch. Nur mehr ist mehr. Wer mehr hat, ist mehr. Weniger bier auf einer party, bedeutet früher schluss und weniger spass. Haben frauen weniger in der bluse und männer weniger in der hose, dann ist auch das weniger und nicht mehr. (fehlende überleitung, keine zeit, egal) Das glück kommt doch erst mit dem kauf der zehnten jacke, der zwanstigsten jeans oder der neuen wohnungseinrichtung. Man will doch zeigen, was man hat. Wer statt eines mickrigen golfs einen luxuswagen fährt, der ist auch mehr. Mehr mann, mehr persönlichkeit, mehr vorzeigeobjekt. Mehr, mehr, mehr. So viele filme oder musik auf der festplatte, dass man davon wahrscheinlich nie alles angucken bzw. anhören wird. Nur mehr freunde als die freunde auf facebook haben, bedeutet auch mehr freunde und mehr freude. Höher, schneller, weiter. Ich will mehr, mehr, mehr. Weniger bedeutet rückschritt. Hat man eine wohnung, dann braucht man eine größere. Hat man eine große wohnung, dann braucht man ein haus. Wer einen reihenhaus hat, beneidet am besten die nachbarn um das freistehende haus. Nur ein auto? Also bitte. Mehr urlaub, mehr freizeitaktivitäten, mehr kultur. Nur wer vor ort ist, wird wahrgenommen. Am wochenende nur auf ein party sehen lassen? Das geht nicht. Reines partyhopping betreiben, überall maximal eine halbe stunde und immer in bewegung bleiben. Nur kurz grüßen, winken, bussi links, bussi rechts, „wie`s geht? Nie besser!“ dann schnell weiter. Wer weiß, wo man gerade etwas verpasst. Überall das maximum herausholen; sich zu immer neuen zielen und leistungen antreiben; wenn der körper nicht mitmacht, optimier ihn, womit auch immer. Ignoriere deine bedürfnisse, mach weiter, solange du noch kannst. Man muss mitkommen bei dem heutigen tempo. Dafür bekommt man ja auch einiges geboten. Wer anhält, verpasst den anschluss, ist raus, wird bedeutungslos. Wachse äußerlich über dich hinaus; das innere wächst dann schon nach; zeige keine schwächen. Wenn es dir schlecht geht, steck dir neue ziele, treib dich an, es ist der einzige weg zum glück. Auch unsere wirtschaft braucht wachstum. Leiste deinen beitrag als pflichtbewusster konsument. Übertrage das leistungsprinzip auch auf deinen privaten bereich: welche freundschaften versprechen einen vorteil, wer bringt dich beruflich weiter und wer ist nur klotz am bein, jammert ständig rum und stiehlt dir deine wertvolle zeit (und somit auch indirekt geld); stecke deine kinder in ein teures internat; dort können sie lernen, dass das leben kein zuckerschlecken ist. Und du hast mehr zeit. Zeit zum arbeiten, zeit um voran zu kommen. Halte niemals inne. Der volksmund weiß: müßiggang ist aller laster anfang. Solltest du trotz karriere, reichtum und finanzieller sichheit nicht glücklich sein, häng dich noch mehr rein. Wahrscheinlich hast du dich bisher noch nicht genug angestrengt. Wer hat den heute noch zeit? Was fast alle machen, also die mehrheit, kann doch nicht falsch sein. …
ich hab jetzt keine lust mehr, noch mehr zu schreiben. Ich werde mal meine aktienkurse checken: auch dort gilt: nur mehr ist mehr.

sinnfreie gedankenspiele (oder: weist mich ein)

manchmal rauche ich gerne beim kacken, denke ich, während ich dies tue. Oder kacke ich manchmal gerne beim rauchen? Nein. Abgeschwächt formuliert: ich rauche manchmal gern, während ich länger auf der keramikschüssel hocke. Aber kacken klingt irgendwie knackiger. Naja. Weiter kommt mir in den sinn: ich träume gern beim radfahren (und fahre auch so). Aber nicht: ich fahre gern rad beim träumen. Wäre mir viel zu anstrengend.
ferner: ich bohre gern beim denken in der nase. Und nicht: beim nasebohren denke ich gern.
Hmm. Was hat das zu bedeuten? Hat es etwas zu bedeuten?
Warum ist das eine stets haupthandlung und das andere nur die nebentätigkeit oder die begleiterscheinung?
Ich suche nach weiteren beispielen: alle schwitzen beim joggen. Keiner joggt gern beim schwitzen.
Man lacht gern beim lesen. Aber beim lachen ließt man wohl nicht gern. Beim lachen verschluckt man sich manchmal. Aber beim sich-verschlucken zu lachen, dürfte schwer fallen.
Was schreibe ich eigentlich für einen sinnlosen blödsinn. Ich kann aber gerade nicht aufhören. Die beispiele fliegen mir so zu: viele trinken beim fußballgucken gern bier. Deutlich weniger gucken beim biertrinken gern fußball. Außer vielleicht den engländern. Die schotten machen ja sowieso alles nur beim trinken. Stimmt wahrscheinlich gar nicht. Wollte ich aber mal geschrieben haben.
Manch einer hupt gern beim autofahren. Es scheint für ihn die einzige möglichkeit zu sein, ausreichend schnell vorwärts zu kommen. Ich kenne jedoch niemanden der beim hupen gerne auto fährt (wird der text eigentlich langsam sinnlos?). Manche hupen gern, wenn sie sich aufregen. Und nicht umgekehrt. Oder doch? Vorausgesetzt sie regen sich im auto auf. Wer trägt den heute noch prophylaktisch eine handhupe bei sich?
Sich aufregen und rumbrüllen stehen aber wohl auf der gleichen stufe, oder? Bei wutanfällen wild gestikulieren ist normal, beim wilden herumgestikulieren wutanfälle bekommen eher ungewöhnlich. Was will ich mir mit dem bisher geschriebenen eigentlich sagen? Ich schreibe gern bei langeweile, aber manchmal langweile ich mich auch beim schreiben? So wie jetzt. So, es reicht nun mit dem schreiben. Oder schreibe ich gern, bis es reicht oder schreibe ich, wenn es mir reicht? Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich sollte meine tablettendosis mal wieder erhöhen. Später werde ich noch zwangseingewiesen. Dann kann ich in der psychatrie beim gesunden rumblödeln; oder beim rumblödeln endlich gesunden. Na herrlich!

ruhm

Ich habe angst. Ich habe einige meiner bloggeschichten zusammengestellt und will diese als potentielle geschichtensammlung an verschiedene kleine verlage schicken. Vielleicht druckt es ja irgendein bekloppter. Größenwahnsinnig geworden, oder? Fragt sich jetzt vielleicht der eine oder andere leser. Vielleicht. Vielleicht auch nur etwas anmaßend und eitel. Vermutlich ein klassischer fall von selbstüberschätzung. Egal. Ich werde es versuchen. Also meine geschichten an den mann zu bringen. Wobei mir eine frau als lektorin schon lieber wäre. Frauen verstehen meinen humor in der regel eher. Naja. Ich verspreche aber jetzt schon, ehrlich über die rückmeldungen zu berichten. Vielleicht mache ich ja einen amtlichen bauchplatscher oder eine bruchlandung. Oder gehe irgendwelchen betrügern auf den leim. Und darf am ende für eine auflage von 500 exemplaren an diese mehrere tausend euro zahlen. Andererseits sage ich immer: fasst mal einem nackten mann in die tasche! Soll heißen: wo nichts ist, kann man auch nichts holen. Bei mir ist nichts zu holen.

Wer bloggeschichten für nicht druckreif und ungeeignet hält, der sei auf michael nasts geschichtensammlung: endlich berliner! verwiesen.

Ich werde mir einen anzug und neue krawatten kaufen müssen. Und schicke schuhe. Vielleicht auch ein bißchen abnehmen. Im fernsehen sieht man ja immer etwas dicker aus. Das kann ich mir im moment nicht erlauben. Die denken ja ich sei ein weight-watcher-opfer, der sein geld zurück haben will.

Ich sollte mir auch schon überlegen, wie ich mich in interviews zu themen wie dem nahen osten, hitlers tagebüchern oder der krise der eurozone äußere. Da kann man viel falsch machen. Man wird mir auch fallen stellen: „welchen der folgenden gruppen (A, B oder C) würden sie als nachbarn bevorzugen?“ ich: „ähh, weiß nicht, ich habe mal neben sehr netten leuten gewohnt, die aus A kamen“ „aha, sie mögen also Angehörige der B- und C-Gruppe nicht“. Ich: „nein, ich habe nur …“ „eben sagten sie aber ...“ (ich breche an dieser stelle mein fiktives interview ab).
2. Versuch: Presse „Wem stehen sie näher? Ihrer mutter oder ihrem vater?“ Ich: „naja, mit meiner mutter kann ich länger telefonieren und ...“ „Ist die fehlende nähe zu ihrem vater, oder konkreter: die ablehnung des vaters, nicht ein unterschwelliges motiv, dass immer wieder in ihren geschichten auftaucht?“ ich: „mein vater taucht so gut wie nie in meinen geschichten ...“ „finden sie das nicht merkwürdig? Seit wann sind sie in therapeutischer behandlung?“ ich: „wann habe ich denn gesagt, dass ich in thera.., oh.“ (pause) ich: „das interview ist vorbei. Ich habe noch einen wichtigen termin. Ich muss meinen lektor noch zum flughafen bringen“ (und danach auf seine kinder aufpassen, denke ich).
Wenn ich mir das eben geschriebene so angucke, dann wäre es wohl das beste, wenn meine geschichten nicht angenommen werden.
Oder besser noch: ich schickte sie gar nicht erst ab. Aber was ist dann mit den groupies, den gala-parties, den drogen, den orgien usw. man muss sich im leben eben entscheiden. Und so stecke ich voller (geiler) vorfreude meine ausgedruckten geschichten in einen großumschlag, lecke den trockenkleber an und bringe das paket meines zukünftigen ruhmes zur post. Die angst und die selbstzweifel sind einer halben erektion gewichen.

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