zug fahren ohne fremde hilfe
Auf dem weg zum bahnhof. Reiseziel bremen. Den kopf voll sinnloser gedanken. Eine riesige brille kommt mir entgegen. Goldenes drahtgestell, große gläser. Meine großeltern haben früher solche brillen getragen, zumindest ähnliche. Die gläser haben die form von ovalen dreiecken. Oder die von abgerundeten dreiecken, oder so. mein gott, denke ich. Die frau hinter der brille, noch gar nicht so alt und auch sonst modisch gekleidet, versucht sie mit stolz, stil und hippness zu trägen. Je länger ich auf die brille starre, umso härter werden ihre Gesichtszüge. Sie hat sich wohl vom Optiker zu etwas Modernem überreden lassen und muss jetzt damit leben. Während ich noch so darüber nachdenke, bin ich schon in der bahnhofsvorhalle, löse ein ticket und laufe gedankenverloren fast zwei helfer der bahnhofsmission über den haufen. Mitarbeiter der bahnhofsmission, erkennbar an ihren blauen westen und dem dümmlichen, aber hilfsbereitschaft vermitteln sollenden gesichtszügen, stehen mir immer im weg. Oft sehen diese mitarbeiter selbst so aus, als ob sie hilfe bräuchten. Meine beiden überwundenen dicken hindernisse tragen strickmützen und vollbärte und sehen damit eigentlich genauso aus wie die leute, um die sie sich kümmern wollen. Vielleicht ist ja die hilfe, die sie anderen geben wollen, einfach nur selbsthilfe und bewahrt manchen davor, selbst als betreuungsbedürftiger in der bahnhofsmission abzuhängen. Kaum habe ich das zu ende gedacht, sitze ich schon im zugabteil und wenige minuten später fährt der zug los. Ich tue so, als würde ich lesen, kann mich aber nicht konzentrieren. Einige sitze entfernt sitzen ein paar junge studenten, wohl anfang zwanzig, und sind angesichts der gemeinsamen großen reise nach hamburg ganz aufgeregt. Sie reden wild durcheinander, reißen flache witze und sprüche und kriegen sich gar nicht mehr ein. Selbst mich stecken sie mit ihrer nervösen euphorie ein wenig an. Mein blick wandert wieder in die „zeit“, die ich als reiselektüre mitgenommen habe. Es war mir etwas peinlich, die zeit wichtigtuerisch unter dem arm durch die stadt zu tragen. Ich hasse alles aufgesetzte und wichtigtuerische. Außerdem schäme ich mich gerade für mein äußeres. Ich sehe wohl aus, wie ein germanistik-student. Schwarzer woll-cardigan, unförmige opa-jeans, abgelatschte lederschuhe, verwaschene outdoorjacke und ein mehrfarbiger studentenschal schmücken mich. Man kann leider nicht nicht-aussehen. Egal was man trägt, immer sagen die klamotten auch etwas über den charakter ihres trägers aus. Uniformen, die ja sofort eine gruppenzugehörigkeit offenbaren, verstecken das individuum; lassen keine rückschlüsse auf die persönlichkeit ihres trägers zu. Keine ahnung, warum mir das jetzt in den sinn kam. Meine gedanken machen oft, was sie wollen.
Schließlich kommt die fahrkartenkontrolleurin und faltet alle ordentlich zusammen, die ihr niedersachsenticket nicht unterschrieben haben. Ich komme mir vor wie ein streber und reiche ihr dümmlich grinsend mein ticket. Ein lob bekomme ich leider nicht.
Auch dem vor mir sitzenden schwarzen verpasst sie einen ordentlichen einlauf und beweist damit, dass sie keine vorurteile hat. Bei ihr kriegen alle unterschriftsverweigerer einen drauf, unabhängig von hautfarbe, alter oder einkommensverhältnissen. Das gefällt mir. Keine Ungleichbehandlungen. Andere würden den schwarzen vor mir vielleicht nicht so hart belehren und ihn damit wieder anders als die anderen behandeln. Als gar nicht mal unbeachtlichen grund könnten diese sogar sagen, dass es schwarze in deutschland schon schwer genug haben und damit wohl wieder alles falsch machen. Wer möchte schon mitleid? Gleichberechtigung und gleichbehandlung. An dieser stelle passt auch mal wieder der spruch: das gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint.
Die landschaften fliegen vorbei, die zeit vergeht und ich bin bald am reiseziel. Das feuilleton habe ich immer noch nicht gelesen. In so einem zugabteil passiert einfach immer zu viel. Neben mir reden oder vielmehr regen sich zwei schülerinnen in dumm über ihre hausaufgaben auf. Die eine redet unheimlich affektiert. Wer weiß, aus welcher scheiß dialy-soap sie sich das abgeguckt hat. Zum glück bin ich bald in bremen, tröste ich mich. Manchmal wird mir die dummheit der anderen einfach zu viel. Schließlich habe ich mit meiner eigenen dummheit und den daraus resultierenden folgen schon genug zu kämpfen. Der zug hält, ich sehe auf einem schild „bremen-…“, renne zur tür und verlasse fluchtartig den zug. Auf dem bahnsteig wundere ich mich über die fremde umgebung und dass außer mir kaum jemand ausgestiegen ist. Die türen schließen sich, der zug fährt ab und ich merke, dass ich eine station zu früh ausgestiegen bin. Manchmal bräuchte auch ich hilfe, denke ich.
Schließlich kommt die fahrkartenkontrolleurin und faltet alle ordentlich zusammen, die ihr niedersachsenticket nicht unterschrieben haben. Ich komme mir vor wie ein streber und reiche ihr dümmlich grinsend mein ticket. Ein lob bekomme ich leider nicht.
Auch dem vor mir sitzenden schwarzen verpasst sie einen ordentlichen einlauf und beweist damit, dass sie keine vorurteile hat. Bei ihr kriegen alle unterschriftsverweigerer einen drauf, unabhängig von hautfarbe, alter oder einkommensverhältnissen. Das gefällt mir. Keine Ungleichbehandlungen. Andere würden den schwarzen vor mir vielleicht nicht so hart belehren und ihn damit wieder anders als die anderen behandeln. Als gar nicht mal unbeachtlichen grund könnten diese sogar sagen, dass es schwarze in deutschland schon schwer genug haben und damit wohl wieder alles falsch machen. Wer möchte schon mitleid? Gleichberechtigung und gleichbehandlung. An dieser stelle passt auch mal wieder der spruch: das gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint.
Die landschaften fliegen vorbei, die zeit vergeht und ich bin bald am reiseziel. Das feuilleton habe ich immer noch nicht gelesen. In so einem zugabteil passiert einfach immer zu viel. Neben mir reden oder vielmehr regen sich zwei schülerinnen in dumm über ihre hausaufgaben auf. Die eine redet unheimlich affektiert. Wer weiß, aus welcher scheiß dialy-soap sie sich das abgeguckt hat. Zum glück bin ich bald in bremen, tröste ich mich. Manchmal wird mir die dummheit der anderen einfach zu viel. Schließlich habe ich mit meiner eigenen dummheit und den daraus resultierenden folgen schon genug zu kämpfen. Der zug hält, ich sehe auf einem schild „bremen-…“, renne zur tür und verlasse fluchtartig den zug. Auf dem bahnsteig wundere ich mich über die fremde umgebung und dass außer mir kaum jemand ausgestiegen ist. Die türen schließen sich, der zug fährt ab und ich merke, dass ich eine station zu früh ausgestiegen bin. Manchmal bräuchte auch ich hilfe, denke ich.
bratapfel-süß-sauer - 23. Feb, 20:40