Dienstag, 12. November 2013

Desinteresse, langeweile, youporn.com und anderes

ich gehe durch die osnabrücker innenstadt und langweile mich. Ich habe keine lust zu shoppen, aber auch keine lust über mein konsumverhalten nachzudenken. Ein schaufenster präsentiert mir seine weihnachts-deko. Das lässt mich völlig kalt.
In sechs wochen feiern wir den „heiligen Abend“, der seine Heiligkeit irgendwie eingebüßt hat. Vereinzelt sind die geschäfte schon weihnachtlich geschmückt. und keinen interessiert´s. So wenig weihnachten war selten, denke ich.
Dabei fällen mir die noch nicht weit zurückliegenden bundestagswahlen ein: einstimmiger tenor seitens der medien: so wenig wahlkampf und wahlinteresse war selten.
Es wurde ein bißchen bzw. ein bißchen mehr auf den herausforderer der spd – wie hieß der noch gleich? - eingeprügelt und dann wurde Mutti im amt bestätigt. War sonst noch was? Zumindest hat es kaum einen sonderlich interessiert. Medial gesättigt hat sich auch keiner groß über das scheitern dieser kleinen Businessclass-partei aufgeregt.
Die einen sind zufrieden – es geht uns doch gut, warum soll da die merkel nicht weitermachen? -, die anderen frustriert und ohne hoffnung, dass sich durch wahlen an ihrer situation noch etwas ändern wird. Sie verkriechen sich und versuchen, ihre Probleme selbst in den griff zu kriegen. Die probleme der nachbarn interessieren da nicht mehr; die, der gesellschaft noch weniger. Man hat ja schließlich selber genug probleme.
Ist das große desinteresse an allem und jedem heute unser problem? frage ich mich, während ich vor der tchibo-filiale sitzend in meinem kaffee rühre. Weihnachten, bundestagswahlen, wohl-und-wehe der nachbarn – alles interessiert nicht mehr.
Außerdem interessieren sich männer kaum noch für frauen, überlege ich mir weiter. Denn es gibt ja youporn.com. Viele frauen reagieren auf das desinteresse der männer, indem sie sich noch mehr rausputzen und noch nuttiger anziehen. Der ergebnis oder der erfolg ist gleich null, meine ich. Bin mir aber nicht sicher. Manche männer sind glatt eingeschüchtert aufgrund des durchgestylten äußeren mancher frauen; kommen sich selbst ungenügend vor und haben nicht den mut, diese semi-models in der freien wildbahn anzusprechen. Zum kennenleren gibt es jetzt die online-dating-börsen. Damit es vor lauter hemmungen überhaupt mal zur ersten kontaktaufnahme kommt. Frauen über dreißig lassen sich dann vor lauter not und mangels alternativen auf irgendein rindvieh ein, das sie noch vor jahren nicht mal mit dem arsch angeguckt hätten. In der stillen hoffnung, den mann noch in die eine oder andere richtung lenken, ja ihn formen zu können.
Warum wollen eigentlich alle singles über dreißig unbedingt einen partner? Gegen die langeweile?
Bei den meisten gelangweilten singles setzt sich doch innerhalb der beziehung die langeweile einfach nur fort; mit dem unterschied, dass sich jetzt zwei gleichzeitig und gegenseitig langweilen.
Manchmal stehe ich abends rauchend am fenster und beobachte die pärchen in den gegenüberliegenden wohnungen. Dort bedeutet gemeinsame beschäftigung: zu zweit fernsehen; ansonsten hockt der eine beziehungsteil vorm laptop, während der andere teil telefoniert oder allein fernsehen guckt. Die gemeinsamkeit besteht darin, dass man sich im gleichen raum befindet.
Wird einem partner dann die fortgesetzte langeweile trotz beziehung irgendwann bewusst, müssen gemeinsame kinder her. Ein letzter verzweifelter versuch. Die kinder halten die eltern in den ersten jahren erst mal ordentlich auf trab. Die langeweile weicht einer generellen gestresstheit. Statt selbstverwirklichung, sofern es zu dieser vorher überhaupt kam, steht jetzt pflichterfüllung auf dem programm. Sind die blagen dann erst aus dem haus setzt sich die langeweile fort wie zuvor. Jetzt aber endgültig, also ohne hoffnung auf einen ausweg. Was einem bleibt, ist das warten auf den tod und der hobbykeller.
Verwirrt stehe ich auf, blinzle in die sonnne, stelle die kaffeetasse weg und suche unter dem tisch nach dem roten faden. Kann ihn aber nicht finden. Während des drauflosschreibens muss mir dieser irgendwie verloren gegangen sein. Das interessiert mich jetzt aber auch nicht mehr.

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