Freitag, 3. Januar 2014

gefahren bei tupperware-partys

eine meiner freundinnen ist zu einer sog. Tupperware-party eingeladen und weiß nicht, ob sie an dieser teilnehmen soll. Sie bat mich also, um eine erste einschätzung unter besonderer berücksichtigung der im zusammenhang mit tupperware-partys möglicherweise auftretenden schwierigkeiten.
Selbstverständlich nahm ich mich dieser aufgabe an. Meine freundin hatte sich zum glück an den richtigen gewand: ich, mann von welt, cosmopolit, urbanaut, in der high-society ebenso bekannt und gefürchtet wie in der osnabrücker unterwelt, mit allen abwassern gewaschen, verfüge in diesem bereich über einschlägige erfahrungen, da ich selbst bereits einmal eine tupperware-party vor einigen jahren besucht habe.

Erst mal vorweg bzw. zur begriffserklärung: was ist eine „tupperware-party“? Da ich faul bin und keine lust habe, es umständlich selber zu erklären, kommt mal wieder wikipedia zum einsatz:
„Das Konzept sieht vor, persönliche Beziehungen und Freundschaften zu nutzen, um neue Kunden zu gewinnen. An einem Nebenerwerb interessierte Firmenfremde stellen ihre Wohnung für eine Verkaufsveranstaltung zur Verfügung, zu der sie Freunde und Bekannte einladen und bewirten. Die Gastgeber erhalten für ihre Mühen eine Entlohnung in Form von Gratis-Produkten, Preisnachlässen oder Bonuspunkten, auch die Gäste erhalten bei einer Bestellung meist ein Gratisprodukt. Bei diesen Veranstaltungen ist ein geschulter Verkäufer anwesend, der die Firmenprodukte vorführt und die Bestellungen der Kunden entgegennimmt. Die direkte Ansprache der Bekannten der Gastgeber in Verbindung mit fehlender Vergleichsmöglichkeit zu Konkurrenzprodukten ist ein wichtiger Faktor, um die vergleichsweise teuren Produkte absetzen zu können. Laut Firmenangaben fanden im Jahr 2006 weltweit 11,9 Millionen solcher Verkaufsveranstaltungen statt. Sie sind damit auch heute noch die wichtigste, wenn auch nicht die einzige Vertriebsform von Tupperware-Produkten.“

so weit, so mäßig interessant.

Als ich als gast zu einer tupperware-party eingeladen war, lief das ganze folgendermaßen ab: Die gastgeberin, nennen wir sie doch einfach uschi, präsentierte den gästen, 6 an der zahl, ihre üppige und mittlerweile fast vollständige tupperware-sammlung auf ihrem küchentisch. Dabei hob sie ihre lieblings-tupperware-produkte hervor und ließ uns vor neid erblassen, als sie uns mitteilte, dass sie das mega-super-endschliff-tiefenreinigende tupper-brotmesser statt für 120 € für sagenhafte 49 € bekommen habe. Während uns noch die münder offen standen, bemerkte irgendein vorlauter arsch, dass sein brotmesser bei ikea 3,99 € gekostet habe und auch brot schneiden könne.
Wie dem auch sei, im folgenden wurde dann mit den tupperware-artikeln gekocht, u.a. pesto-spätzle, die man, wie die gastgeberin mehrfach versicherte, nur mit diesen tupperware-produkten so toll hinbekäme. Als ich nach drei gläsern wein, welcher auch reichlich ausgeschenkt wurde, mit der tupper-käsereibe ein stück parmesan-käse zerrieb, hatte auch ich das gefühl, dass mir das zerreiben von käse noch nie so leicht von der hand gegangen ist. Irgendwann war dann der kochvorgang beendet und die meisten hatten das gefühl, noch nie so locker und einfach gekocht zu haben.
Bevor wir dann mit dem essen loslegen durften, gab es noch ein kleines geschenk für jeden: ich bekam das tupper-käsemesser, ein anderer den tupper-kaffeelöffel, ein dritter den tupper-kartoffelanstecher usw..
nach dem essen gab es dann noch im wohnzimmer ein glas sekt und für jeden noch eine kleine tupper-brotdose.
Alkoholbedingt hingen wir dann auf den sofas und hatten schwierigkeiten uns gerade zu halten. Es wurde viel gelacht und sinnloses zeug durcheinander gebrabbelt. Wir gäste hatten uns thematisch vom thema des abends schon fast entfernt als die gastgeberin uns allen einfach mal die bestellliste der tupperwaren-produkte in die hand drückte und darauf bereits mit textmarkter markiert hatte, mit welchen produkten wir heute abend gekocht hatten.
Plötzlich entstand eine peinliche stille. Wir gäste, überwiegend studenten, wollten bzw. konnten uns die preise der angegebenen produkte gar nicht leisten. Allerdings hatten wir kostenlos bzw. auf kosten der gastgeberin gegessen und getrunken, außerdem „geschenke“ erhalten. Und nun nichts zu bestellen, erschien zumindest mir unverschämt. Ich überflog schnell die liste, suchte ein möglichst günstiges produkt, das ich auch noch irgendwie gebrauchen konnte und bestellte eine runde tupperdose für frisches gemüse zum preis von 15,95 €. die anderen machten es ähnlich. Der ikea-messer-arsch bestellte natürlich nichts. Nach abschluss des bestellvorgangs und der sich daraus resultierenden enttäuschung der gastgeberin war dann die luft irgendwie raus. Relativ zeitnah verließen wir die wohnung und ließen eine gastgeberin mit einem berg von schmutzigem geschirr und tupperware-bonuspunkten zurück. Vielleicht bekommt sie ja damit die tupper-salatschleuder für die hälfte des preises. Die kann ich nur empfehlen, da sich mit dieser auch einzelne wäschestücke (stichwort handwäsche) gut schleudern lassen (ausprobiert in der küche meiner potentiellen schwiegermutter).

Ich habe meiner freundin also geraten, nicht zu dieser „party“ zu gehen. Stattdessen soll sie lieber mal eine „sex-toy-party“ besuchen.
steppenhund - 5. Jan, 01:55

Kann ich nur beipflichten. Mich wundert allerdings immer wieder, wie lange sich solche Dinge halten. Die gab es schon vor 45 Jahren und damals war Tupperware noch neu und sogar teilweise etwas Besonderes wegen der Möglichkeit, Futter haltbar zu verwahren.
-
Den letzten Satz unterschreibe ich natürlich voll:)

bratapfel-süß-sauer - 8. Jan, 17:16

danke für deinen kommentar. stimmt. vg

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