Freitag, 26. Oktober 2012

der weltverbesserer

Vorwort, einleitung, entschuldigung

Liebe blogleser (bisher sind es ja noch nicht so viele), liebe freunde (spezieller gruß an meine erstleserin, deren positives feedback mich darin bestärkt hat, weiter zu bloggen): der folgende text besteht aus einer partiellen charakteriserung und drei geschichten, die irgendwie damit in zusammenhang stehen. Nach erneutem lesen des getippten textes bin ich unsicher, ob ich rübergebracht habe, worauf es mir ankam. Irgendwie diffus, nicht ganz schlüssig, nicht erschöpfend, wahr-los. Ich hätte den text also weiter überarbeiten können, ihn teilen oder einzelne teile als eigene story ausbreiten können (z.B. hollister-shop, bio-gemüse-betrüger). Da es sich hier aber um einen blog handelt, welcher meiner meinung nach auch mittelmäßiges oder unfertiges enthalten darf und dieser sich durch ständiges erscheinen neuer beträge auszeichnen soll, lasse ich diesen text jetzt so, wie er ist. Ich kann nicht an einem text mehrere tage oder wochen feilen bzw. will dies nicht (netter versuch, die eigene faulheit oder unfähigkeit zu verschleiern, oder?). ich habe eh schon ein schlechtes gewissen, dass ich nur alle paar tage und nicht täglich schreibe. Ich weiß auch, dass eine solche entschuldigung, den text nicht besser macht: entweder ist er gut oder eben nicht. Falls nicht, helfen weder einleitung noch erklärungen. Die von mir verlangte mindestanforderung an einen veröffentlichten text ist, dass er wenigstens unterhaltsam ist und dieses kriterium ist meiner meinung nach erfüllt.

der weltverbesserer

einer meiner freunde ist ein kleiner weltverbesserer. Ein kleiner, weil er mit kleinen alltäglichen schritten versucht, die welt zu verbessern, also nicht mit revolution oder abschaffung des systems. Wie mittlerweile manche junge Pärchen kaufen er und seine freundin am liebsten in bioläden, auf wochenmärkten direkt vom bauern ein oder achten in supermärkten auf fair-trade- und nachhaltigkeitssiegel. Das verfolgte ziel: die welt als verbraucher mit kleinen schritten besser machen.
Weiter lehnt er jede form des konsumwahns und schnäppchenjagd strikt ab; kauft bspw. Möbel oder bücher am liebsten gebraucht und die nötigsten klamotten überwiegend in teuren outdoorläden und so gut wie nie dinge, die gerade im angebot sind. Große ketten werden gemieden, als sei allein der umstand, dass es filialen einer kette in mehreren städten gibt, an sich schon verwerflich. Etwas überspitzt könnte man sagen (, ohne dass er dieser these so pauschal zustimmen würde): kleine, unabhängige geschäfte sind gut, die großen ketten böse.
In mancher hinsicht stimme ich ihm zu: auch ich brauche keine jeanshosen von kik für 8 € und billigfleisch aus massentierhaltungen kann auch ich nicht ohne schlechtes gewissen verzehren. Ferner geht auch mir der marken- und konsumwahn oft zu weit: so hatten mein freund und ich in der kölner innenstadt ein hierzu passendes erlebnis: wir gingen an einem hollister-shop vorbei, vor dem sich eine lange schlange bis auf die straße gebildet hatte. Vorweg sollte man wissen, dass hollister eine zur zeit sehr angesagte edelmarke ist, bei welcher die t-shirts meiner meinung nach so spannend aussehen wie c & a-kollektionen aus den 90ern. Die exclusivität dieser us-amerikanischen marke wird wohl noch dadurch erhöht, dass es in deutschland nur zwei geschäfte von hollister gibt: nämlich eines in bonn und das andere in köln. Neugierig geworden, was diesen menschenandrang verursachte, fragte mein freund am ende der schlange, was es denn hier besonderes gäbe. Mehrere köpfe drehten sich um und wir guckten in verdutzte gesichter. Die verwunderund wich dann schnell arroganz und überheblichkeit. Ein junges mädchen ließ sich herab und sagte: „was? Besonderes? Das ist hollister! Davon gibt`s nur zwei läden in deutschland!“ ein „ja, und?“ konnte sich mein freund nicht verkneifen und wir gingen kopfschüttelnd weiter. Erinnert mich ein bißchen an die ed-hardy-klamotten, die nach dem vergangenen hype den ihr gebührenden platz zwischen den anderen billigmarken im real-markt gefunden haben.
Naja. Diesbezüglich bin ich mit meinem freund einer meinung. Ich finde es auch bewunderswert, verantwortungsbewusst einzukaufen: es macht mehr arbeit, ist teurer und erfordert der eigenen gier (mehr, mehr, mehr) zu wiederstehen. Je mehr verbraucher so konsumieren, umso wirkungsvoller können ausbeutung, verantwortungslosigkeit und gier wohl bekämpft werden.
So weit, so gut. Manchmal geht mir das verhalten meines freundes aber auch zu weit: so liefen wir bspw. einmal auf der suche nach einem becher kaffee eine halbe stunde durch die kölner innenstadt, da es nach ansicht meines freundes in ganz köln nur zwei Cafés gibt, die genießbaren, fair gehandelten kaffee herstellen. Mit diesem kaffeewahn hat er sich von einem früheren wg-mitbewohner anstecken lassen, der nur ganze bohnen einer bestimmten sorte kaufte und dann in wochenlanger experimentierwut die exakt richtige korn- oder mahlgröße, die richtige temperatur und zeit der aufbrühphase ermittelte, bei welcher sich das aroma optimal entfalten sollte. Nach abschluss der testreihen ging dann dieser mitbewohner so weit, dass er überhaupt keinen anderen als den eigenen kaffee mehr trank. Solche sachen sind mir zu extrem. Ich trinke auch gern guten kaffee, gebe mich aber schon mit dem von mc donalds oder burger king zufrieden.
Eine andere geschichte, die hierzu irgendwie passt: an einem abend saßen mein freund und seine freundin bei einbruch der dunkelheit auf einer bank mit blick auf den rhein, als ein alternativ aussehender typ, um die fünfzig, mit fahrrad und anhänger vor ihnen hielt. Er habe hier um die ecke einen schrebergarten, in welchem er gemüse anbaue, aber selbst nicht alles verbrauchen könne. Ob sie nicht etwas kaufen wollten? Garantiert bio, versicherte er. Mein freund und seine freundin sahen sich das sehr reife gemüse im fahrradanhänger an und kauften dann für die geplante nudelsauce des nächsten tages mehrere tomaten und eine stange Porree. Der bio-gemüse-anbauer verabschiedete sich dann sehr nett und zog weiter, um noch mehr bio-gemüse zu verkaufen. Auf dem weg nach hause wunderte sich mein freund dann, was plötzlich so streng roch und nach mehrmaligem hinriechen stellten er und seine freundin fest, dass der porree an einer seite sehr kräftig nach fisch roch. Auf mir nicht bekannte weise fanden sie dann heraus, dass der bio-bauer weggeworfenes gemüse und obst aus den mülltonnen der supermärkte fischte und diese dann als „bioprodukte“ „aus eigenem garten“ weiterverkaufte. Dieses sog. „containern“, also das herausholen von noch eßbaren lebensmitteln aus den supermarktmülltonnen, ist bei bestimmten leuten als protest gegen die wegwerf-gesellschaft ziemlich angesagt. Ich habe sogar mal eine doku im fernsehen darüber gesehen, wobei die dort gezeigten akteure die gefundenen nahrungsmittel wenigstens selbst verzerrten. Als ich mich dann beim telefongespräch darüber aufregen wollte, was dieser typ doch für ein betrüger und wichser sei, den leuten vergammeltes gemüse anzudrehen, nahm mein freund diesen in schutz und erklärte das „containern“ an sich ja nicht schlimm sei. An dieser stelle geht mir die toleranz und das gutfindenwollen zu weit. Ich bin auch dagegen, dass noch verzehrbare lebensmittel weggeworfenen werden. Zum glück wird ja heute diese ware von den supermärkten wohl überwiegend an die sog. tafeln verteilt. Mein freund hat das erstandene gemüse dann auch weggeworfen, mir gegenüber aber betont, dass selbst bei einem verzehr ja auch nichts passiert wäre. Dazu kann ich nur sagen: ich möchte keine nahrungsmittel essen, die vorher in schimmligen, stinkigen mülltonnen gelegen haben. Wegwerf-gesellschaft hin oder her – so etwas möchte ich nicht essen und es auch nicht gutheißen.
Ob diese zuletzt beschriebene geschichte jetzt wirklich zum thema passt oder nicht, weiß ich nicht. Ich wollte sie aber auf jeden fall mal loswerden.

Fazit: einerseits bewundere ich meinen freund für seine konsequente haltung und das stete bemühen, die welt mit kleinen, alltäglichen schritten etwas besser zu machen. Sie führt mir meine eigene trägheit und mein fehlendes verantwortungsbewusstsein immer wieder vor augen. Andererseits kann man sich das leben auch unnötig schwer machen, wenn man zu perfektionistisch ist oder abstoßendes wie das „containern“ gut finden will.
Also? Wie weit man selbst zu gehen bereit ist, entscheidet man am ende doch wieder selber.
Und die Moral von der Geschicht`? „Containern“ gut zu finden, lohnt sich nicht!

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