Freitag, 1. März 2013

ich werde beobachtet

ich wohne in einem mehrfamilienhaus. 11 namen stehen unten auf den klingeln. Auf den briefkästen merkwürdigerweise die selben. Ich wohne aber wohl allein in diesem haus. Ein geisterhaus. Bin ich früher noch ab und zu meinen beiden direkten nachbarn begegnet (vgl. beitrag: ekel-opa), habe ich seit über einem halben jahr keinen nachbarn mehr getroffen. Zwar kommen noch geräusche aus den wohnungen wie musik oder lautes husten, aber das ist bestimmt alles nur kulisse, kommt vom tonband oder so. Die einzigen, die ich ab und an im treppenhaus treffe, sind die vermieterin und ihr handlanger. Es gibt stets irgendetwas zu reparieren oder auszubessern, aber auch das ist bestimmt nur schein. Sie beobachten mich. Warten darauf, dass ich einen fehler mache. Dass passiert mir aber nur selten. Ich bleibe aufmerksam, lasse mir nicht anmerken, dass ich sie durchschaut habe. Meine vermieterin hat einen schlüssel zu meiner wohnung. Wenn ich tagsüber unterwegs bin, machen sie bestimmt abstriche von meiner zahnbürste, dem toilettendeckel und meinen benutzten gläsern. Sie lesen meine tagebuchaufzeichnungen, sie studieren mich. Wozu das ganze? Was macht mich so besonders? Ich weiß es nicht. Vielleicht handelt es sich ja um außerirdische, die auf so eine gelegenheit, zur heimlichen durchleuchtung und beschattung eines jungen, beinahe gutaussehen, stattlichen mannes in den besten jahren nur gewartet haben. Vielleicht steckt aber auch der verfassungsschutz oder das arbeitsamt dahinter. Als ich mit meinem einzigen vertrauten, also meinem hausarzt, darüber sprechen wollte – dieser unterliegt ja der ärztlichen schweigepflicht – meinte er, ich litte unter paranoia, also verfolgungswahn, und solle ein angstlösendes medikament dagegen nehmen. Ihn hatten sie also auch schon auf ihre seite gezogen. Wem konnte ich noch trauen? Meine freundin war doch bestimmt auch auf mich angesetzt. Wie ließe es sich sonst erklären, dass die beziehung derart harmonisch verlief? Aber auch ihr gegenüber verstelle ich mich. So einfach kriegt ihr mich nicht. Selbst meine orgasmen täusche ich ihr gegenüber nur vor.
Ich drehe den spiess einfach um und beobachte von nun an meine beobachter. Darüber führe ich tagebuch, welches ich stets bei mir trage. Mal gucken, wann sie einen fehler machen. Aber zu wem kann ich gehen, wenn ich genug beweise gesammelt habe? Zur polizei? Bestimmt nicht. Ich werde im internet mal nach unabhänigen leuten suchen, die 9/11 für eine inszenierung der amerikaner halten oder auch schon deren mondlandung als fälschung entlarvt haben. Es gibt gleichgesinnte. Wenn auch nur wenige. Jetzt klingelt es an der tür? Wer kann das sein, wenn nicht wieder sie? Der druck steigt, aber ich halte stand.



PS: bevor jetzt jemand auf die idee kommt, mir zu raten, ärtzliche hilfe in anspruch zu nehmen: der text ist nur ausgedacht und hat mich beim schreiben ordentlich belustigt. Ich werde leider nicht beobachtet oder überwacht (bzw. nicht mehr als andere auch); das interesse an meiner person ist (noch) gering.

Mittwoch, 27. Februar 2013

nur betrunken

ich bin betrunken. also besoffen. nicht ganz bei mir. macht aber nichts. ich nagele auf meine tastatur ein und will einfach nur schreiben. mehr nicht. der windows-media-player spielt das hörbuch von christian kracht "1979". ich kann mich darauf nicht konzentrieren. trotzdem mag ich die stimme des lesers. ich habe dieses hörbuch bestimmt schon zehn mal gehört. nur öfter herta müllers "atemschaukel", gesprochen von ulrich matthes. ich liebe ulrich matthes. mein gott, so eine stimme. so viel verletzlichkeit, sensibilität und ..., ja was weiß ich denn. vielleicht auch zärtlichkeit. so, jetzt wird es aber auch peinlich. schließlich bin ich ein mann. so geht es nicht. heute abend fußball. und wenn mir einer dumm kommt, gibt`s was drauf. ja, so ist es besser. ich blamier mich ja sonst.

Dienstag, 26. Februar 2013

betrunken zum bewerbungsgespräch

einem meiner freunde passierte im rahmen seines bewerbungsmarathons folgendes: er wurde zum bewerbungsgespräch für einen gutbezahlten Job in einem großen unternehmen eingeladen. Da mein bekannter eher eine selbstbewusste natur hat, erschien er bei diesem bewerbungsgespräch im (teuren) tweedsacko, cordhose und mit (gepflegtem) drei-tage-bart. Auf die einstiegsfrage, ob er eine gute anreise hatte, antwortete er wahrheitsgemäß, dass die fahrt reibungslos verlaufen sei, er aber etwas wenig schlaf bekommen habe, da er gestern noch auf einer weihnachtsfeier gewesen sei. Das weitere bewerbungsgespräch verlief dann mit der jungen mitarbeiterin der personalabteilung auch reibungslos, so dass darauf nicht weiter einzugehen ist.
Wenige Tage später kam dann die Absage. So weit, so uninteressant. Mein freund hatte erfreulicherweise einen verwandten mit beziehungen zum personalchef des oben genannten unternehmens. Auf nachfrage, warum er denn eine absage erhalten habe, sichtete der personalchef die entsprechende akte und teilte mit, dass die junge personalabteilungsmitarbeiterin folgendes notiert habe: bewerber erschien unrasiert und (möglicherweise) alkoholisiert von einer weihnachtsfeier beim bewerbungsgespräch. Mehr nicht.
Zum glück reichten die beziehungen des verwandten dann noch so weit, zum einen die tatsachen richtig zu stellen: mein bekannter hatte als fahrer bei der weihnachtsfeier keinen tropfen alkohol getrunken. Und zum anderen, dass die mitarbeiterin einen ordentlichen einlauf bekam. So jemand ist meiner meinung nach in der personalabteilung nicht richtig aufgehoben. Zu einer anstellung im unternehmen hat es aber leider trotzdem nicht gereicht. Dafür hat mein bekannter jetzt aber einen – also zumindest nach meinung seiner freunde – ruhigen job, bei welchem er gut verdient und sich die eier schaukeln kann. Das ist ja auch ganz nett.

Samstag, 23. Februar 2013

zug fahren ohne fremde hilfe

Auf dem weg zum bahnhof. Reiseziel bremen. Den kopf voll sinnloser gedanken. Eine riesige brille kommt mir entgegen. Goldenes drahtgestell, große gläser. Meine großeltern haben früher solche brillen getragen, zumindest ähnliche. Die gläser haben die form von ovalen dreiecken. Oder die von abgerundeten dreiecken, oder so. mein gott, denke ich. Die frau hinter der brille, noch gar nicht so alt und auch sonst modisch gekleidet, versucht sie mit stolz, stil und hippness zu trägen. Je länger ich auf die brille starre, umso härter werden ihre Gesichtszüge. Sie hat sich wohl vom Optiker zu etwas Modernem überreden lassen und muss jetzt damit leben. Während ich noch so darüber nachdenke, bin ich schon in der bahnhofsvorhalle, löse ein ticket und laufe gedankenverloren fast zwei helfer der bahnhofsmission über den haufen. Mitarbeiter der bahnhofsmission, erkennbar an ihren blauen westen und dem dümmlichen, aber hilfsbereitschaft vermitteln sollenden gesichtszügen, stehen mir immer im weg. Oft sehen diese mitarbeiter selbst so aus, als ob sie hilfe bräuchten. Meine beiden überwundenen dicken hindernisse tragen strickmützen und vollbärte und sehen damit eigentlich genauso aus wie die leute, um die sie sich kümmern wollen. Vielleicht ist ja die hilfe, die sie anderen geben wollen, einfach nur selbsthilfe und bewahrt manchen davor, selbst als betreuungsbedürftiger in der bahnhofsmission abzuhängen. Kaum habe ich das zu ende gedacht, sitze ich schon im zugabteil und wenige minuten später fährt der zug los. Ich tue so, als würde ich lesen, kann mich aber nicht konzentrieren. Einige sitze entfernt sitzen ein paar junge studenten, wohl anfang zwanzig, und sind angesichts der gemeinsamen großen reise nach hamburg ganz aufgeregt. Sie reden wild durcheinander, reißen flache witze und sprüche und kriegen sich gar nicht mehr ein. Selbst mich stecken sie mit ihrer nervösen euphorie ein wenig an. Mein blick wandert wieder in die „zeit“, die ich als reiselektüre mitgenommen habe. Es war mir etwas peinlich, die zeit wichtigtuerisch unter dem arm durch die stadt zu tragen. Ich hasse alles aufgesetzte und wichtigtuerische. Außerdem schäme ich mich gerade für mein äußeres. Ich sehe wohl aus, wie ein germanistik-student. Schwarzer woll-cardigan, unförmige opa-jeans, abgelatschte lederschuhe, verwaschene outdoorjacke und ein mehrfarbiger studentenschal schmücken mich. Man kann leider nicht nicht-aussehen. Egal was man trägt, immer sagen die klamotten auch etwas über den charakter ihres trägers aus. Uniformen, die ja sofort eine gruppenzugehörigkeit offenbaren, verstecken das individuum; lassen keine rückschlüsse auf die persönlichkeit ihres trägers zu. Keine ahnung, warum mir das jetzt in den sinn kam. Meine gedanken machen oft, was sie wollen.
Schließlich kommt die fahrkartenkontrolleurin und faltet alle ordentlich zusammen, die ihr niedersachsenticket nicht unterschrieben haben. Ich komme mir vor wie ein streber und reiche ihr dümmlich grinsend mein ticket. Ein lob bekomme ich leider nicht.
Auch dem vor mir sitzenden schwarzen verpasst sie einen ordentlichen einlauf und beweist damit, dass sie keine vorurteile hat. Bei ihr kriegen alle unterschriftsverweigerer einen drauf, unabhängig von hautfarbe, alter oder einkommensverhältnissen. Das gefällt mir. Keine Ungleichbehandlungen. Andere würden den schwarzen vor mir vielleicht nicht so hart belehren und ihn damit wieder anders als die anderen behandeln. Als gar nicht mal unbeachtlichen grund könnten diese sogar sagen, dass es schwarze in deutschland schon schwer genug haben und damit wohl wieder alles falsch machen. Wer möchte schon mitleid? Gleichberechtigung und gleichbehandlung. An dieser stelle passt auch mal wieder der spruch: das gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint.
Die landschaften fliegen vorbei, die zeit vergeht und ich bin bald am reiseziel. Das feuilleton habe ich immer noch nicht gelesen. In so einem zugabteil passiert einfach immer zu viel. Neben mir reden oder vielmehr regen sich zwei schülerinnen in dumm über ihre hausaufgaben auf. Die eine redet unheimlich affektiert. Wer weiß, aus welcher scheiß dialy-soap sie sich das abgeguckt hat. Zum glück bin ich bald in bremen, tröste ich mich. Manchmal wird mir die dummheit der anderen einfach zu viel. Schließlich habe ich mit meiner eigenen dummheit und den daraus resultierenden folgen schon genug zu kämpfen. Der zug hält, ich sehe auf einem schild „bremen-…“, renne zur tür und verlasse fluchtartig den zug. Auf dem bahnsteig wundere ich mich über die fremde umgebung und dass außer mir kaum jemand ausgestiegen ist. Die türen schließen sich, der zug fährt ab und ich merke, dass ich eine station zu früh ausgestiegen bin. Manchmal bräuchte auch ich hilfe, denke ich.

Mittwoch, 13. Februar 2013

arbeit und depression

Ich wache auf. Und kaum bin ich richtig wach, ist da schon wieder dieses gefühl der beklemmung. Ich muss zur arbeit. Ich will da nicht hin. Einmal liegenbleiben dürfen. Ich dreh mich im bett noch mal um, aber der wecker ist gnadenlos. Ich stehe auf, gehe unter die dusche, versuche nichts zu denken, mich zu entspannen. Aber da ist wieder der gedanke: ich will da nicht hin. Ich gehe in die küche schmiere mir schnell ein paar brote und trinke ein glas multivitaminsaft. Ich würde lieber kaffee trinken, bin aber eh schon viel zu hibbelig. Mit dem rest saft spüle ich mein antidepressivum runter. Zum glück nur die übliche dosis. Ich packe die beruhigungstropfen in meine tasche, wahrscheinlich werde ich sie noch brauchen, nehme sie aber dann doch wieder heraus und mische einige tropfen mit einem rest wasser. Vorsicht ist besser als nachsicht. Ich habe einen leichten kater, da ich gestern abend nicht zur ruhe kam und keine lust hatte, wieder diese ätzenden, schläfrig und antriebslos machenden tropfen zu nehmen. Stattdessen habe ich ein paar bier getrunken. Genaugenommen 6. nach 2 litern bier kann ich gut schlafen, vorher noch die abendstunden halbwegs sorgenfrei genießen und bin am nächsten tag fit genug, um zur arbeit zu gehen. Mit dem antidepressivum und den beruhigungstropfen schaffe ich, es den tag im büro zu überstehen. Ich langweile mich bei der arbeit, aber bin durch die medikamente soweit benommen, dass es erträglich ist. Meine kollegen halten mich für träge und schläfrig. Ist mir egal. Anders geht es nicht. Vor einiger zeit habe ich noch angefangen zu rauchen. Seitdem sind es die raucherpausen, auf die ich mich bei der arbeit freue. Wenn ich zu schläfrig werde, trinke manchmal auch ein oder zwei tassen kaffee. Ich muss aber sehr aufpassen, dass ich davon nicht zu unruhig werde. Anderenfalls muss ich die munter machende wirkung des kaffees und der kippen wieder mit den tropfen stoppen.
Keine ahnung wie lange das so noch weitergeht. Oder gut geht. Da mich die arbeit enorm viel kraft kostet, hänge ich zuhause meistens nur vorm fernseher. Mir fehlt der antrieb für unternehmungen. Mir macht eigentlich kaum noch etwas spass. Aber ich halte durch. Muss ich ja. Soll mein leben die nächsten dreißig jahre so weitergehen?

Anmerkung: der text spiegelt nicht meine aktuelle situation wieder. Aber ich war mal in einer solchen lage und bin froh, aus dieser herausgekommen zu sein. Im übrigen denke ich, dass sich viele leute derart quälen und ich hoffe, dass sie irgendwann den mut besitzen, aus ihrer hölle auszubrechen. Ganz egal, was danach kommt: (Fast) Alles ist besser, als so die tage hinter sich bringen. Also habt den mut, euer leben zu ändern, wenn ihr damit nicht zufrieden seid. Amen.

öffentlicher nahverkehr

am wochenende fuhr ich mit dem zug zu meiner freundin und teilte mir, um geld zu sparen, mit anderen zugreisenden eine gruppenkarte. Wer dieses verfahren nicht kennt, für den sei es hier erklärt: man verabredet sich über`s internet (bspw. Mitfahrgelegenheit.de) mit anderen preisbewussten reisewilligen, trifft sich am bahnhof und reist dann gemeinsam mit einem wochend- oder länderticket.
Die erste überraschung bereits am bahnhof: ich hatte wie üblich vergessen, zu fragen, woran ich die anderen erkennen kann (großer rucksack, schwarze haare, rote jacke, dicker hintern usw.) und guckte fragend alle möglichen leute an, die in der bahnhofsvorhalle standen. Was will der idiot?, las ich in den augen der herumstehenden. Dann besann ich mich auf die internet-annonce, wonach der kern unserer reisegruppe aus einer jungen familie bestehen sollte. Also suchte ich nach vater, mutter, kind in jung. Fand ich aber nicht. Als mein handy klingelte, stellte sich heraus, dass die beiden jungen frauen vor mir, mit kind, die familie waren und meine vorstellung von familie wohl überholt ist. Egal, bei mir darf jeder machen, was er will. (das ist leider mehr wunsch als wirklichkeit, ich muss an meiner toleranz noch ein wenig arbeiten, wobei mir die sexuellen vorlieben der leute wirklich völlig egal sind; sodomie finde ich allerdings nicht gut).
die wohl leibliche mutter war ganz nett und mochte mich wohl; die andere (auch mutter? Mutter 2? Vater?) vermutlich eher nicht. Vielleicht gefiel ihr ja auch nicht, dass mutter 1 mich wohl mochte. Bildete ich mir zumindest ein; ja, ich kann schon wieder die vorwürfe der leserinnen vor meinem geistigen auge, äh, ohr hören: was männer sich immer einbilden! Nur weil man nett zu ihnen ist, denken die immer gleich, man, also frau, wäre scharf auf sie, also ihn. Naja, kann man nichts machen. Ich darf denken, was ich will. Vielleicht ist das ja auch ein selbstschutz von uns männern, um die eigene nicht vorhandene attraktivität wenigstens herbeizureden.
Insgesamt waren wir zu fünft. Im zug verteilten wir uns auf benachbarte sitze und ich beging den fehler, mich in eine der vier-personen-sitzgruppe zu setzen. Ich saß einem optisch der nerd-fraktion zuzuordnen männlichen person gegenüber, die ein gesteigertes redebedürfnis hatte. Der typ war ein paar jahre älter als ich und hatte einen stechenden, bohrenden blick. Am anfang dachte ich: freundlich sein, ein bißchen small-talk und dann lesen. Der small-talk zog sich in die länge und – warum auch immer – ich wurde immer unsicherer. Irgendwann war ich derart weichgequatsch, dass ich nur noch schlagworte einstreuen konnte, um überhaupt etwas zu sagen: das lief derart: er: „also diese ganze umweltverschmutzung. Da muss man etwas gegen tun. Das geht doch so nicht weiter. Wir verbrauchen unmengen papier. Allein auf der toilette.“ ich: „stimmt. Und Atomkraft“ er: „ja, die atomkraft ist eh ein thema für sich. Fukushima, tschernobyl, was soll noch alles passieren. Ich habe schon lange auf ökostrom umgestellt. Sollte jeder machen. Und außerdem kann man noch … bla, bla, bla. …, sogar mit bio-gas-anlagen!“ ich: „ja, bio-gemüse schmeckt besser.“ es wurde immer peinlicher. Was sollen bloß die anderen denken? Zwischen der erörterung, ob nun bio-nahrung oder vegane ernährung zu empfehlen sei, unterbrach ich ihn, indem ich einfach aufstand, „toilette“ sagte und diese dann auch aufsuchte. Sein skeptischer blick folgte mir: war ich vielleicht einer der verschwender, der millionen, die immer zu viel toilettenpapier verwenden? Wo doch zwei bis drei blatt durchaus ausreichen! Erst nachdem ich die toilettentür zugezogen hatte, ließ die anspannung ein wenig nach. Ich genoss ein paar minuten diesen ort des friedens und der tiefenentspannung (trotz urin- und fäkaliengeruch). Kaum zur ruhe gekommen, bollerte auch schon der nächste bedürftige an die tür und ich musste diesen heiligen ort wieder räumen. Zurück an meinem platz tat mein gegenüber so, als würde er lesen. Er rieb sich aber schon innerlich die hände, um sofort weiter auf mich einquatschen zu können. Noch nicht ganz sitzend, mit einer leichten panik in den augen riß ich meine kopfhörer aus der jacke, stöpselte diese in mein handy und hatte die musik noch nicht an, als die erste angriffswille mir schon wieder entgegendröhnte. „die siedlungspolitik der israelis kann man doch auch nicht ...“ ich setzte eine unschuldige miene auf, zog die schultern hoch und zeigte auf die kopfhörer in meinen ohren. Mein gegenüber nickte und belehrte daraufhin mutter 1 über die politischen verhältnisse im nahen osten.
Zum glück stieg der ruhestörer einige stationen früher aus und ich nahm die kopfhörer aus dem ohr. Endlich ruhe, dachte ich. Jetzt begann aber ein älteres, also wirklich altes ehepaar sich darüber zu streiten, ob sie, aus der angst heraus, den rechtzeitigen ausstieg zu verpassen, nicht schon einige stationen früher an der tür stellung beziehen dürfe. Naja, sie setzte sich durch und stand dann neben der tür. Dies hinderte den sitzengebliebenen alten sack aber nicht daran, dass begonnene gespräch mit seiner frau, nun über mehrere köpfe hinweg lautstark fortzusetzen. Kopfhörer wieder rein, lautstärke hoch, verzweifelter blick, leichte wut. Schließlich oder endlich fuhren wir in den zielbahnhof ein, ich verabschiedete mich und wollte so schnell wie möglich raus. Auf höhe des brüllenden alten blieb ich in der schlange stecken. Der alte versuchte aufzustehen; das klappte aber nicht. Vielleicht hatte ihn die vorherige brüllerei die letzte kraft gekostet. Mit den worten „kann ich ihnen helfen?“, riß ich den alten sack aus seinem sitz, dieser kam auf die beine, hatte aber noch so viel schwung drauf, dass er kopfüber schon wieder in den gegenüberliegenden sitz fallen wollte. Ich griff noch einmal beherzt zu und da stand er aufrecht und bedankte sich. Ich verließ den zug und hatte für diesen tag die schnauze voll vom öffentlichen nahverkehr.

Dienstag, 12. Februar 2013

frühlingsgefühle

Die sonne scheint durch meine ungeputzten fenster so gut sie kann und in meinem wohnzimmer wird es dadurch langsam warm. Ein vorgeschmack auf den frühling. Kekskrümel rutschen beim tippen unter die laptoptasten, die leertaste knackt schon, wenn ich sie antippe, aber das stört mich gerade nicht. Ich habe gute laune. Ohne besonderen grund. Im moment ist alles in ordnung. Ich fühle mich gut. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich ein wenig aufgeräumt, abgewaschen und die waschmaschine angestellt habe. Vielleicht auch an dem guten buch, in welchem ich gestern abend las, bis mich der schlaf übermannte und mir das buch aus den händen rutschte und ins gesicht fiel. Als ich aufwachte, hatte ich zum glück nur das kopfkissen vollgesabbert und das buch im schlaf geistesgegenwärtig unter das kopfkissen geschoben. es gibt so tage, da können mir die sorgen des alltags nichts anhaben. Sorgen machen könnte ich mir zwar, - mitte des monats schon fast kein geld mehr, ein backenzahn wünscht zahnärztlich behandelt zu werden, studienfachwechsel an der fernuni, leerer kühlschrank und die zigarillos gehen zur neige - aber all das kann mich gerade nicht beeindrucken. Die sonne scheint und bald kommt der frühling. Mehr brauche ich gerade nicht.

Dienstag, 5. Februar 2013

warum bloggen wir?

Warum blogge ich? Das frage ich mich manchmal. Ist es der wunsch nach aufmerksamkeit und lob durch die leser? Oder eine andere form des tagebuchschreibens? Haben blogger ein besonderes mitteilungsbedürfnis? Wollen wir andere informieren oder gar belehren? Versprechen wir uns etwa etwas von den kommentaren zu unseren blogbeiträgen?
Ich weiß es nicht. Ich blogge ja erst seit 4 monaten, recht unregelmäßig, und es sind oft eher kleine geschichten, die ich hochlade und selten beiträge über meine aktuelle gefühlslage.
Andere blogs interessieren mich so gut wie gar nicht (von wenigen ausnahmen abgesehen) und das interesse an meinem blog dürfte auch nur mäßig sein.
Ich habe auch schon vor meinem blogbeginn viel geschrieben. Das meiste in irgendwelche kladden, die mehr tagebuch als alles andere waren. Manchmal auch schon kleine geschichten. Aber in dem moment, in welchem ich mich entschloß, selbstgeschriebenes zu veröffentlichen, also anderen zum lesen zugänglich zu machen, bekam das ganze für mich noch mal eine andere bedeutung. Auf einmal mussten die texte auf ihre stimmigkeit, mögliche wirkung und schwächen überprüft werden. Allzu strenge kritik noch mal überdacht und geändert werden. Manche sachen musste ich nachschlagen, weil sie vielleicht nicht ganz stimmten usw. immer wieder bezweifelte ich auch den unterhaltungswert der beiträge. Wie auch immer. Heute kann ich sagen, dass es für mich ein notwendiger schritt war, um mit dem schreiben weiterzukommen. Ich hatte natürlich auch das glück, dass die resonanz auf meinen block recht positiv ausfiel. Selbst meiner mutter gefallen viele der geschichten (keine ahnung, ob das für oder gegen die geschichten spricht).

Wenn ich das oben geschriebene so überfliege, weiß ich eigentlich immer noch nicht genau, warum ich blogge. Zu schreiben, ist mir ein inneres bedürnis und es hat mich weitergebracht, meine geschichten auf meinen blog hochzuladen. Wie leser über die geschichten denken, ob sie sie berühren, belustigen, abstoßen usw. ist für mich schon wichtig. Außerdem tut lob natürlich gut. Aber ich glaube, hoffe, denke, dass ich auch blogte, wenn sich kein schwein für meinen blog interessierte. Letztlich ist es wohl wieder etwas, das ich nur für mich tue. Ist das schlimm?

Montag, 4. Februar 2013

legale drogen verfehlen ihre wirkung

eine meiner leserinnen, also meine lieblingsleserin und leider oder zum glück auch strenge kritikerin, erzählte mir gestern von ihrem gescheiterten versuch, ihre niedergeschlagenheit an einem freitagabend nach einer harten, arbeitsreichen woche mit den üblichen, gesellschaftlich akzeptierten stimmungsaufhellern zu bekämpfen. Die bemühten mittel: eine flasche rotwein und eine schachtel zigaretten.
In meinem freundeskreis raucht außer mir eigentlich niemand mehr. Auch die hier beschriebene freundin raucht nicht, hatte aber wohl das gefühl, dass rotwein allein an diesem abend nicht ausreichen werde. Um nicht ihre kleine wohnung vollzurauchen, öffnete sie das fenster, drehte den darunter montierten heizkörper voll auf und setzte sich samt rotweinglas und kippen auf den fenstersims. Dort rauchte sie dann unbeholfen so vor sich hin und wartete darauf, dass die drogen wirkung zeigten oder zumindest der rotwein im glas gefror. Das hätte dann wohl auch ihrer stimmung entsprochen. Trotz aller bemühungen verfehlten die stimmungsaufheller ihre wirkung. Nun gab es noch einen weiteren grund frustriert zu sein. (der rotwein wollte übrigens auch nicht gefrieren).
Schließlich kam die unerwartete wende: eine freundin rief sie an und schlug vor, mal wieder zu verreisen. Als urlaubsziel gab sie einen ort an, den meine lieblingsleserin erst mal im atlas nachschlagen musste (alte schule, wer schlägt denn heute noch etwas im atlas nach?). Ihre schlechte stimmung war plötzlich verflogen und sie setzte sich mit glanzenden augen und vor sich hin pfeifend vor den laptop, um weitere informationen über den urlaubsort zu sammeln.
So kann`s gehen. Zum glück oder leider reichen bei mir kippen und alkohol.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

leben, glück und so
pubertärer besinnungsaufsatz für gleichgesinnte manchmal.. .
bratapfel-süß-sauer - 17. Mär, 11:19
kleider machen leute
ich sitze auf der dachterrasse des cafes panorama mit...
bratapfel-süß-sauer - 4. Mär, 16:56
kontrolle, sparwahn u...
es gibt tatsächlich leute, die mitzählen, also eine...
bratapfel-süß-sauer - 31. Jan, 12:29
die bedeutung des geldes
geld ist mir eigentlich ziemlich scheißegal. Solange...
bratapfel-süß-sauer - 30. Jan, 01:52
Ab wann das Alter "sehr...
Ab wann das Alter "sehr fortgeschritten" ist, lasse...
iGing - 23. Jan, 18:37

Links

Suche

 

Status

Online seit 4569 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren