Dienstag, 15. Oktober 2013

nachwuchs-bushido u rosa bums-maus

Ich stehe an der kasse bei netto. Mit einer tüte chips in der hand. Bin direkt in der halbzeitpause des fußballspiels losgerannt. Chips, das muss jetzt sein. nun habe ich es eilig. Um möglichst wenig von der zweiten halbzeit deutschland gegen schweden (wm-quali) zu verpassen.
Vor mir ein jüngeres Pärchen. Sie im rosa jogginganzug, er in teuren turnschuhen und baseball-jacke. Während sie weiter den inhalt des noch halb-vollen einkaufswagens nach und nach aufs band wuchtet, steht er wartend und genervt neben ihr. Fasst aber nicht mit an, um die sache zu beschleunigen. Ist wohl unter seiner würde, scheint mir. Ich habe ja nur ein teil und hoffe, dass sie mich vorlassen. Denn ich habe es ja eilig. Nichts da. Seelenruhig kann ich mit ansehen, wie sie ein produkt nach dem anderen aufs band legt. Ich warte, die kassiererin wartet und alle anderen leute hinter mir auch. Kennen sie wohl nicht; diese art der höflichkeit. Mal jemanden vorlassen. Schließlich greift sie sich noch 4 plastiktüten und wirft diese aufs band. sie hat die sachen so ungeschickt auf dem band aufgehäuft, dass eine tafel schokolade beim transport auf dem fließband an den trennschildern hängenbleibt und sich ganz langsam vom band schiebt. Ich greife nicht ein. Warum sollte ich nun hilfsbereit sein? schließlich stellt sich die tafel schokolade quer, bäumt sich auf und fällt herunter. Sie verschwindet in einem loch vor der kasse im nirgendwo.
Währenddessen ist der rosane jogginganzug damit beschäftigt die tüten hinter der kasse zu füllen. die rote baseballjacke gibt sich cool. seinem träger geht das alles nicht schnell genug. Warum braucht die schlampe bloß so lange? Soll ich etwa noch helfen? Denkt er sich vielleicht.
Seine frisur, seine zur schau getragene arroganz und seine Ghetto-attitüde erinnern mich an bushido. Soll wahrscheinlich auch so sein. Am ende zahlt er die 50 € lässig mit seiner ec-karte. Während sie sich die vier vollen tüten greift und noch voller stolz sagt: „das sollte dir deine zukünftige schon wert sein“. Sie trägt die tüten hinter ihm her zum auto. Und ich schüttele den kopf.

Im fernsehen sehe ich immer wieder junge menschen bestimmer schichten, die sich darüber beschweren, anderen gegenüber benachteiligt zu werden, bspw. bei bewerbungsverfahren.

Mein lieber nachwuchs-bushido, liebe rosa-bums-maus, egal wie dringend ich personal für was auch immer benötigte: euch würde ich nicht einstellen. Nicht aufgrund eures äußeren oder eurer herkunft. Allein aufgrund eures verhaltens an einer netto-supermarkt-kasse.

Donnerstag, 10. Oktober 2013

eine traurige geschichte

manchmal bin ich über die verantwortungslosigkeit und den egoismus einiger leute immer noch ganz erstaunt. Und das, obwohl uns egoismus ja heute als tugend verkauft wird. Man muss an sich denken, sich durchsetzen usw..

Als ich damals in göttingen studierte, wohnte in meiner nachbarschaft ein mittelaltes paar, beide ende dreißig. Sie wirkten nett, aufgeschlossen und lebenslustig. Sie hatten eine sechsjährige tochter, clara. Täglich schoben sie diese in einem rollstuhl durch unsere nachbarschaft. clara war zu hundert prozent körperlich und geistig schwerbehindert. Bedurfte also einer vollzeit-betreuung. Ich bewunderte die eltern. Die ihre tochter – trotz allem – liebten und sich aufopferungsvoll um sie kümmerten. Und sie nicht etwa in eine entsprechende einrichtung abschoben; wobei ich eltern, die dies tun, nicht verurteilen würde. Nicht jeder hat die kraft, sich um ein solches kind selbst zu kümmern.
Als ich später mal zu besuch bei ihnen auf der Terrasse saß und ich mich traute zu fragen, wie sie das so alles schafften - er arbeitete außerdem in der werbebranche und hatte so die möglichkeit, seine arbeitszeit flexibel einzuteilen; sie hatte noch einen 400-Euro-Job, um ab und zu mal „rauszukommen“ - erklärten sie mir: die ersten monate nach der geburt seien sehr schwer gewesen; sie hätten mit allem gehadert, nicht gewusst, ob sie es allein mit dem kind schaffen, ob ihre ehe das aushält, ob sie noch ein glückliches leben führen könnten. Aber je älter clara geworden sei, um so größer sei die liebe zu ihr geworden und heute könnten sie sich ein leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen. Schwer beeindruckt von diesen beiden menschen ging ich an diesem abend nach hause.

Jetzt wohne ich seit über sechs jahren nicht mehr in göttingen und habe seit meinem umzug von den dreien nichts mehr gehört. Ich glaubte voller bewunderung fest daran, dass diese drei es gemeinsam schaffen würden.
Nun habe ich gestern von einer bekannten erfahren, die immer noch in ihrer nachbarschaft wohnt, dass sich die beiden getrennt haben. Und sich die mutter nun allein um clara kümmert. Das tut mir leid. Das war aber noch nicht alles, was meine bekannte zu berichten wusste.
Er habe all die jahre eine affäre gehabt; habe sich während seiner „arbeitszeit“ überwiegend bei der anderen frau aufgehalten und drücke sich jetzt vor unterhaltszahlungen, indem er einfach mit seinem verdienst unter der pfändungsfreigrenze bleibe und so finanziell nicht herangezogen werden könne. Er sei auch in eine andere stadt gezogen und wolle wohl mit seiner tochter nichts mehr zu tun haben.
Die mutter säße jetzt heulend zu hause und stünde kurz vorm zusammenbruch.

Ich war schockiert. Zuerst weil ich so leichtgläubig auf ihn hereingefallen war („können uns ein leben ohne clara nicht mehr vorstellen“). Und dann, weil ich mir nicht erklären konnte, warum er sich auch noch vor den unterhaltszahlungen drückt. Zusätzlich zu allem leid hatten jetzt mutter und tochter auch noch finanzielle schwierigkeiten. Je länger ich darüber nachdachte, umso wütender wurde ich. Wie kann man nur so egoistisch und verantwortungslos sein, fragte ich mich.

Am ende tragen in der regel die alleinerziehenden mütter die ganze last, wenn sich die männer einfach verpissen. Oft habe ich das nicht glauben wollen.
Ich kann nur hoffen, dass ich anders handeln würde. Zwar steht es ja keinem zu über andere zu richten (wer ist schon selbst frei von sünde), aber manchmal wünsche ich mir, dass es doch himmel und hölle gibt und man nach dem tod für seine taten zur rechenschaft gezogen wird.
Was für eine traurige geschichte.

Montag, 7. Oktober 2013

sexualisierungsdruck beim bäcker

Ich sitze auf einer holzbank vorm bäcker und rauche. Zigarillo auf nüchternen magen. Na lecker. Neben mir liegt ein hund. Er raucht nicht. Sondern guckt jeder gefüllten brötchentüte gierig hinterher. Saftige hinterschenkel schieben sich an uns vorbei. In strumpfhosen hineingezwängt. Und ein paar currypieker. Also oben dick und nach unten hin spitz zulaufend. Und dann noch halbhohe stiefel. Das sieht nicht aus, denke ich. Manche können in ihren stiefel kaum laufen. Der fuss schwimmt im schuh und sie watscheln wie pinguine. Sonderlich aufreizend ist das nicht. Grund ist wohl der Sexualisierungsdruck, dem die frauen ausgesetzt sind, fällt mir ein. Das ich nicht lache: sexualisierungsdruck.
Menschen mit berufen gehen an mir vorbei. Zwei handwerker schimpfen über die brötchenpreise. Recht haben sie.
Ab und zu höre ich folgenden erklärungsversuch von frauen: ihre aufreizenden (bzw. nuttigen) klamotten trügen sie für sich – nur für sich – selbst. Um sich zu gefallen. Nicht um damit männer aufzureißen. Fühlten sich diese dann zum handeln ermutigt, dann sei das ein missverständnis.
Meinetwegen. Nur für sich selbst. Dann versteh ich aber nicht, dass andere unter einem sexualisierungsdruck seitens der männer leiden. Also gezwungen werden, sich sexy anzuziehen.

Immer so, wie es gerade passt, kommt mir in den sinn. Rosinentheorie: sich immer die rosinen rauspicken. Mal emanzipiert und selbstbewusst, mal das kleine hilflose dummchen spielen.

Die sonne scheint. Irgendwo weiter hinten. Und es regnet, also tröpfelt leicht. Die natur kann sich wohl auch nicht entscheiden. Ein regenbogen ist auch zu sehen. Am ende des regenbogens wartet ein topf voller goldmünzen. Interessiert mich aber nicht.

Ich bin müde. Bin mehrmals in der nacht wach geworden. Zwei mal saß der hund im bett. Jetzt sitzt er neben mir. Mir fällt nichts ein. Eine oma kriecht vorbei. Sie hat ihr schneckenhaus wohl verloren. Ob sie auch noch unter dem sexualisierungsdruck seitens der männer leidet? Sie trägt flache schuhe und kommt trotzdem kaum voran.
Ich drücke die kippe aus und gehe in die bäckerei. Wieder draußen bekommt der hund ein halbes brötchen. Obwohl er croissants eigentlich lieber mag. Man bekommt halt nicht immer was man will, denke ich. Und wir trotten verschlafen nach hause.

Montag, 30. September 2013

zeit-abo setzt mich unter druck

sonntagmorgen. Die sonne scheint. Ein herrlicher warmer herbsttag. Oder haben wir noch spätsommer? Der Herbstbeginn fiel in diesem jahr auf den 22.9. kommt mir in den sinn. Also handelt es sich wohl um einen herbsttag. Weil es draußen so sonnig ist, fühle ich mich verpflichtet rauszugehen. An die frische luft. Stammt wohl noch aus kindheitstagen. Wenn die sonne scheint, muss man raus. Das wetter ausnutzen. Ich schaffe es aber nicht. Rauche jetzt schon den zweiten zigarillo und komme nicht raus. Schuld ist das feuilleton der zeit. Ich kann nicht raus, bevor ich es „durchgearbeitet“ habe. „was hast du denn für probleme?“ fragt sich jetzt vielleicht der ein oder andere blogleser.
Nun, ich habe seit ca. 4 monaten die „zeit“ abboniert. Seitdem blockiert jeden donnerstag ein dicker packen papier meinen briefkasten. Am anfang habe ich mich mit genuss auf die zeitung gestürzt. Wirklich viele artikel gelesen. Und war mit mir und der zeitung ganz zufrieden. Dann merkte ich nach der vierten oder fünften erhaltenen ausgabe: ich lese zwar viel in der zeitung über kultur und bücher, komme aber gar nicht mehr dazu, noch bücher direkt zu lesen. Wenn ich die zeit gewissenhaft durcharbeite.
Man muss dazu sagen, dass ich ein begeisterter roman-leser bin. Lese so ca. 2 romane pro woche (wenn sie nicht zu dick sind). Das macht pro jahr ca. 100 bücher. Bei gleichbleibendem lesetempo in 50 jahren 5000 bücher. Das ist nicht viel bei ca. 80.000 neuerscheinungen pro jahr. Man kann also nur eine ganz begrenzte auswahl an büchern in seinem leben lesen.
Und wenn man den anspruch hat, sich sowohl bei den klassikern (ein bißchen) auszukennen, aber auch aktuelle, heiß diskutierte literatur lesen möchte (um sich selbst ein bild machen zu können und nicht nur feuilleton-meinungen ungeprüft zu übernehmen), dann hat man zu tun. Muss sich also ranhalten. Freud und leid dicht beieinander. Bei dem vielleicht schönsten hobby der welt.
Nun hat aber das zeit-abo meinen leserhytmus emfindlich gestört. In den folgenden wochen las ich also immer weniger in der zeit und wieder vermehrt belletristik. Das führte dann am ende dazu, dass ich die neue zeit nur noch wütend aus dem briefkasten riss und auf den stapel der anderen noch ungelesenen ausgaben warf. Ich fühlte mich dem druck der zeit nicht mehr gewachsen.
Auf druck reagiere ich in den letzten jahren mit einer verweigerungshaltung.
Ich rief also meine mutter an und drängte ihr mein zeit-abo auf. Seit vier wochen blockiert nun kein zeitungs-backstein mehr meinen briefkasten. Dafür liest jetzt meine mutter weniger bücher.
Gestern kam ich auf die idee, wenigstens die feuilletons der noch ungelesenen, nun leicht veralteten zeit-ausgaben zu lesen. Ich hatte die hoffnung, damit schnell fertig zu werden, weil es zuvor manchmal schon vorgekommen war, dass mich kaum ein artikel des feuilletons groß interessiert hatte.
Jetzt, da der druck weg war, die aktuelle ausgabe vor der neuerscheinung gelesen haben zu müssen, las ich so gut wie alles, wobei mir der bayreuther reisebericht helene hegemanns besonders gut gefiel. Danach las ich dann im internet noch ein bißchen was über die plagiatsvorwürfe hinsichtlich hegemanns „axolotl roadkill“ und ärgerte mich, dass ich dieses buch noch nicht gelesen habe.

Heute habe ich mir also wieder einen älteren feuilletonteil vorgenommen. Und wollte diesen mal eben schnell durchblättern, bevor ich draußen das gute wetter genieße.
Auf der ersten seite ein langer artikel über kehlmanns neues buch „F“, den ich lesen musste. nun, ich bin wie wahrscheinlich millionen andere leser (allein über drei millionen verkaufte exemplare „die vermessung der welt“ in deutschland) ein großer fan kehlmanns. Kenne zumindest seine drei letzten romane, die mir alle gefallen haben und werde wohl auch „F“ lesen (sobald ich günstig dran komme). Dann las ich den nächsten artikel über die Verfilmuung von „feuchtgebiete“ (habe das buch nur halb gelesen und dann gelangweilt und nicht angewidert weggelegt) und schließlich moritz von uslars artikel über seinen besuch in helge schneiders haus. Helge schneider ist ein gott. Mehr gibt’s zu ihm nicht zu sagen. Und seit ich von uslars „deutschboden“ gelesen habe, lese ich auch sonst alles, was mir von ihm in die hände fällt.
Zwischendurch ängstlicher blick nach draußen, ob das wetter noch gut ist. Wie gesagt, eigentlich dürfte ich gar nicht lesend in meinem wohnzimmer hocken.
Nach dem auch moritz und helge durchgearbeitet waren, wollte ich eigenlich schon los. Dann sah ich, dass im nächsten artikel iljoma mangold helene hegemanns neuen roman „jage zwei tiger“ besprach. Iljoma mangold mag ich aufgrund seiner ruhigen, unaufdringlichen art in TV-Sendungen und seiner treffenden, häufig lobenden kommentare. Also diesen artikel auch schnell noch.
Dann noch die besprechung zu clemens meyers roman „im stein“. Clemens meyer ist vielleicht mein lieblingsautor und liest am 21.10. im blue note in osnabrück aus dem roman. Ich werde da sein.

Als ich dann endlich den nun ausgelesenen feuilleton-teil weglegen konnte und dabei war schuhe und jacke anzuziehen, sah ich durchs küchenfenster, dass es nun angefangen hatte, zu regnen.
Na toll, dachte ich. Ich fuhr den computer hoch und fing an in einem spiel sinnlos rumzuballern. Jetzt wo es regnete, hatte ich keine lust mehr zu lesen.

Donnerstag, 26. September 2013

lärmbelästigung und selbstjustiz

ich habe mich bewaffnet. Ich stehe am offenen fenster und ziele mit dem gewehr auf die vorbeifahrenden autos. Ich kann nicht mehr. So geht es einfach nicht mehr weiter. Jetzt wird gehandelt.
Erst hatte ich überlegt, ein schild an meiner hauswand aufzuhängen: „Bitte kräftig hupen! Die höhe des IQs spiegelt sich u.a. in der häufigkeit der benutzung der eigenen autohupe wieder!“
vielleicht noch als untertitel: „wer im recht ist, sollte dies auch allen akustisch mitteilen, insbesondere den anwohnern gut befahrener hauptstrassen. Die freuen sich ungemein darüber.“
erschien mir dann aber doch etwas lang, der text. Wer will denn das bei der autofahrt lesen?
Mangels alternativen wird jetzt also geschossen.
Um dem rat sich stets bevormundet fühlender klugscheißer zuvor zu kommen: „nein, ich kann leider nicht wegziehen; u.a. mangels finanzieller möglichkeiten.“
nun sorge ich eben selbst für mehr ruhe. Und schieße bei überflüssigem gebrauch der hupe – abschließende beurteilung der überflüssigkeit des hupens bleibt mir vorbehalten – den ruhestörern ein loch in die scheibe oder eine beule ins blech. Mittels eines geliehenen luftgewehrs. Meine nachbarn werden es mir danken. Und die osnabrücker autofahrer sollen sich fürchten. und die nutzung ihrer autohupen einschränken.
Während ich also schussbereit warte, passiert – nichts. Mist. Vorführeffekt. Ich warte. Kein hupen. Schließlich schieße ich aus langeweile erst mal einer sich ganz ruhig verhaltenen, wehrlosen, da hupenlosen oma den hut vom kopf. Um zu üben. Und aus purer boshaftigkeit. Ihr hut wird vom wind erfasst und auf die straße getragen. Die oma will ihm hinterher. Ein schwarzer passat bremst, ein roter ford fiesta dahinter bremst später und hupt; beinahe wäre es zu einem auffahrunfall gekommen. Der ford-fiesta-fahrer hupt noch mal. Ich bekomme ein irres leuchten in den augen (,stelle ich mir vor,) und drücke ab. Anstelle des anvisierten ford fiestas treffe ich einen vorbeifahrenden weißen opel corsa, dessen fahrerin daraufhin auch bremst und hupt. Ich bin noch am nachladen und kann nicht reagieren. Plötzlich kommt auf der hauptstraße alles zum erliegen. Fahrer steigen aus ihren fahrzeugen und diskutieren wild miteinander; neu hinzukommende fahrzeuge hupen wild durcheinander; was für ein konzert, denke ich. Das ist ja schlimmer als sonst. Die oma hat ihren hut inzwischen gerettet und hält sich die ohren zu. Verdammt. Das hat nicht geklappt. Frustriert schließe ich das fenster und verstecke das luftgewehr unter meinem bett. und komme mir so hilflos vor.

Sonntag, 22. September 2013

die zärtlichkeit einer zigarette

samstagmorgen, 9.30 uhr. Ich sitze in der küche. Leicht erkältet. Und rauche. Heimlich. Die küchentür ist geschlossen und das Fenster weit aufgerissen. Ich sitze in meiner regenjacke, reißverschluss bis oben zugezogen, direkt vorm fenster. Und versuche nach draußen zu rauchen. Warum tue ich das?
Wenn ich gleich aufgeraucht habe, werde ich mir den mund ausspülen und die zähne putzen. Dann duschen. Damit habe ich extra noch gewartet. Die regenjacke soll verhindern, dass der zigarettenrauch in meinem pullover hängen bleibt und mich so überführen wird.
Meine freundin sitzt im wohnzimmer vorm fernseher und guckt irgendeine beknackte serie. Sie darf es nicht merken. Also das ich gerade rauche.
Ich habe das ganze gut vorbereitet; ihr vorher noch eine tasse kaffee, multivitaminsaft und kekse hingestellt, damit sie keinen grund hat, das wohnzimmer in den nächsten minuten zu verlassen bzw. in die küche zu kommen.
Meine freundin hat vorgeschlagen, also eher angeordnet, dass ich in zukunft am wochenende nicht mehr rauche, rauchen darf. Dass ich ständig nach kaltem rauch röche, fände sie nicht so lecker.
Daher habe ich – natürlich ganz freiwillig – am gestrigen tag nicht geraucht. Kein problem. Ist mir gar nicht schwer gefallen. Nachts um halb zwei wäre ich fast noch mal aufgestanden, um doch noch – unbemerkt – in der küche zu rauchen. Ich musste mich ganz intensiv auf große brüste und dicke hintern a la nicole natalie austin, besser bekannt als „coco“ und ice-t`s freundin, konzentrieren, um nicht in die küche zu gehen. Ich bin dann zum glück kurz darauf mit schmutzigen gedanken und einem ständer eingeschlafen.
Heute morgen muss ich rauchen. Ein aufschieben ist nicht mehr möglich. Ich betrachte die kippe zwischen meinen fingern. Und drehe sie am filter zwischen daumen und zeigefingern hin und her. Die zärtlichkeit der zigarette am morgen, denke ich.
Ich habe fast aufgeraucht, da öffnet sich die küchentür und meine freundin tritt ein. Sie braucht keine sekunde, um die situation zu erfassen. Ich ernte einen vorwurfsvollen blick, ein kopfschütteln und schon bin ich wieder allein in der küche.
Nun allerdings nicht mehr ganz allein: auf dem gegenüberliegenden stuhl sitzt jetzt mein schlechtes gewissen und guckt auf den boden. Es hat ähnlichkeit mit einer grauen regenwolke. Schuldbewusste, traurige augen.
Die küchentür öffnet sich noch mal, blonder haarschopf schiebt sich vor und ihr mund öffnet sich: „und dass, obwohl du erkältet bist“. Rums! Und schon ist die tür wieder zu. Auf dem letzten freien küchenstühl hat jetzt noch meine erkältung platz genommen. Sie hat die form eines gelben schleimberges mit spitz zulaufendem kopf und großen geröteten comic-augen. Die erkältung grinst mich frech an. Ich betrachte die beiden. Und sie mich. Wir wissen nichts mit uns anzufangen.
Dann höre ich, wie die wohnungstür krachend ins schloss fällt. Sie wird wohl einkaufen gehen. Übersprungshandlung.
Mein schlechtes gewissen und die erkältung sehen mich erwartungsvoll an. Mein blick streift durch die küche und bleibt an einem poker-karten-set hängen. Ich stehe auf, nehme die karten und lege sie auf den tisch. Die erkältung beginnt sogleich die karten zu mischen.
Dann gehe ich zum kühlschrank, hole drei flaschen bier heraus, öffne sie und stelle sie ebenfalls auf den tisch. Während die erkältung die karten austeilt, nimmt mein schlechtes gewissen einen großen schluck bier und gibt jedem seine poker-chips. Ich proste den beiden zu und zünde mir eine weitere zigarette an. Gleich werde ich die beiden so richtig abziehen, denke ich noch.
Bis meine freundin zurückkommt, dürften wir eine gute stunde für uns haben. Viel zeit, um heimlich zu rauchen.

Donnerstag, 19. September 2013

Elite und FDP-Wähler

Einer meiner studienfreunde kam mit gutem abitur, abgelegt an einem wirtschaftsgymnasium, und stolzgeschwellter brust an die uni und sah sich schon zukünftig als verfassungsrichter bedeutungsschwere urteile für die bundesrepublik fällen oder im porsche bei einer elite-anwaltskanzlei vorfahren.
Er war damals – und hat daraus auch nie einen hehl gemacht – überzeugter FDP-Wähler. Jeder kann aus eigener kraft alles erreichen. Man muss es nur wollen und fleißig sein. Das war sein motto.
Während der nächsten semester war er fleißig; hat gelernt und sich redlich bemüht. und ist am ende durch´s erste juristische staatsexamen gefallen. Zwischenzeitlich hielt er dem druck kaum noch stand, erkrankte an depressionen und merkte, dass es eine ganze menge leute gab, die – obwohl sie weniger lernten als er – bessere noten und eine ganze menge mehr drauf hatten als er. Intelligentere, die komplizierte sachverhalte nach dem ersten lesen sofort begriffen hatten, während er noch mit den ersten sätzen haderte. Er hat dann zum glück beim zweiten versuch das erste staatsexamen (gerade so) geschafft und das zweite staatsexamen dann mit hängen und würgen auch im zweiten versuch. Nach diesen erfahrungen war er dann plötzlich nicht mehr überzeugter FDP-Wähler.
Plötzlich forderte auch er, zwischendurch selbst vom beruflichen scheitern und möglicher arbeitslosigkeit bedroht, dass der staat menschen helfen und die schwachen auffangen müsse.
Es kann wohl doch nicht jeder alles erreichen, wenn er sich nur genug anstrengt, war jetzt wohl auch seine überzeugung. Schmerzhaft am eigenen leib erfahren.
So weit, so gut.
Wenn ich dann aber leute schreien höre: „wir brauchen in deutschland wieder eliten“, dann wundere ich mich oft darüber, wer dies einfordert. Häufig sind dies ja leute, die sich selbst für elitär halten und sich gegenüber den anderen dummen, den durchschnittlichen, den „minderleistern“ abgrenzen wollen. Sie brauchen elitenbildung, um sich selbst noch geiler zu fühlen.
Annette schavan und guido westerwelle, bekennende eliten-bildungs-befürworter, sind doch keine „elite“! Sie verlor aufgrund von schummeleien erst ihren doktortitel und dann ihr ministeramt. Westerwelle hat seine beiden juraexamina gerade so mit „ausreichend“ bestanden. Das ist doch nicht elitär!
Wenn ich ferner von vermeintlichen elite-studenten oder anderen hochqualifizierten sätze höre wie:
„wenn jemand für 3 € pro stunde putzen gehen möchte, warum lassen wir ihn dann nicht?“ oder: „die leute scheitern doch beruflich nicht, weil sie zu dumm sind, sondern zu faul; sich also nicht genug anstrengen.“, dann kriege ich das kotzen.
Mancher unternehmsberater, der sich für superman hielt und am liebsten sämtliche sozialen sicherungssysteme abschaffen wollte, ist dann nach seiner ersten schweren depression (man spricht lieber von burn-out, weil das nach „arbeiten-bis-zum-umfallen“ klingt und nicht so schwach und kränklich wie „depressive erkrankung“,) plötzlich sehr froh, dass er von einem sozialsystem aufgefangen wird, dass er zuvor noch für völlig überflüssig hielt.

Noch mal etwas anders formuliert: kein mensch sucht sich aus, mit welchem IQ er auf die welt kommt. Trotzdem bilden sich einige unheimlich was ein, auf ihre intelligenz. Als hätten sie sich erarbeitet. Nein, haben sie nicht. Wer mit einem überdurchschnittlichen IQ zur welt gekommen ist, hat einfach glück gehabt. Ebenso wenig haben sich ja besonders schöne menschen ihre schönheit erarbeitet.
Genau so wie es unterschiedlich intelligente menschen gibt, gibt es auch sehr belastbare menschen und eben solche, die es nicht sind. Den zuletzt genannten dann einfach faulheit zu unterstellen, ist leicht, aber unzutreffend.

Forderte jemand eine elite, also besonders leistungsstarke leute, um den schwachen zu helfen, diese mitzuziehen, die sozialen sicherungssysteme auszubauen usw., hätte ich gar nichts gegen diese forderung. Aber als zusätzliches abgrenzungskriterium („ihr seid doof und wir elite“) für finanziell bessergestellte egomanen brauche ich den begriff „elite“ nicht.

Montag, 9. September 2013

eilmeldung: Gauck, obama und papst franziskus zu gast in brasilianischem bordell

Gauck, obama und papst franziskus zu gast in brasilianischem bordell

Der deutsche bundespräsident Joachim Gauck, der us-amerikanische Präsident barack obama und das oberhaupt der römisch-katholischen kirche, papst franziskus, haben vergangenen mittwoch im brasilianischen armenviertel rocinha ein als armenhaus getarntes bordell besucht.

Nach übereinstimmenden angaben ihrer pressesprecher sei das ziel gewesen, sich von den lebensbedingungen vor ort selbst ein bild zu machen. Neben dem besuch des armenhauses in Rios größter Favela, seien hierzu mehrere unter-vier-augen-gespräche mit den prostituierten nötig gewesen, teilte gaucks pressesprecher weiter mit. Ferner sei es den drei würdenträgern darum gegangen, dass ein teil der zugesagten entwicklungshilfe direkt bei den bedürftigen ankomme.

Papst franziskus habe sich sogar dazu herabgelassen, so augenzeugen berichten zu folge, sich vor eins der leichten mädchen hinzuknien und ihr die füsse zu lecken. Die betroffene versprach danach, sich von nun an, nie wieder unterhalb der kniescheiben zu waschen.

anschließend wandte sich das geistige oberhaupt wieder an allen anwesenden, um die benutzung von kondomen zu geißeln. Es soll folgenden zwischenruf von puffinhaber antonio da silva gegeben haben: „heiliger vater, ihr braucht ja auch keine mehr. Das einzige was bei euch noch steht, ist doch euer hirtenstab.“ der offenbar stark angetrunkene mann wurde daraufhin direkt abgeführt und mittels gezielter überzeugungsarbeit von den örtlichen polizeibeamten wieder auf den rechten weg gebracht. Der so geläuterte begab sich am nächsten tag in ein noch unbekanntes krankenhaus und erklärte dort, sich die schweren kopfverletzungen selbst zugefügt zu haben, um buße zu tun.

Mitgereiste reporter einiger boulevard-blätter fragten, ob der papst sich auch mit dem deutschen außenminister westerwelle in dieser lokalität getroffen hätte. „was will denn so einer hier“, solle gauck geantwortet haben.

Die von einem fotografen heimlich geschossenen fotos, welche die drei musketiere mit freiem oberkörper, zigarre rauchend und sonnenbrille tragend in einem provisorischen whirpool, umgeben von barbusigen Brasilianerinnen, zeigen, wollte der inhaber aus pietätsgründen nicht veröffentlichen. Gerüchteweise sollen auch anonyme morddrohungen eine rolle gespielt haben.

Der ebenfalls eingeladene frühere italienische ministerpräsident berlusconi ließ sich mit den worten entschuldigen, dass er im moment andere probleme habe und für ein bißchen bunga, bunga nicht um die halbe welt fliegen müsse.

Ferner soll der ebenfalls ferngebliebene brasilianische schriftsteller paulo coelho gegenüber obama seine abwesenheit damit erklärt haben, dass ihm wesentlich eher einer abgehe, wenn er mit seiner religiösen erbauungsliterartur weltweit frauen jenseits der wechseljahre abzocke, als wenn er sich in so einem vergammelten puff einen tripper hole. Man habe daraufhin einstimmig beschlossen, diese verlogene dreckssau in zukunft nicht mehr einzuladen.

Alles in allem, ein schöner staatsbesuch in brasilien, bei welchem sich die beteiligten würdenträger nicht zu fein dafür waren, dort hin zu gehen, wo es weh tut, und noch selber hand anzulegen.

Ein derartiges engagement wünschte man sich auch von anderen staats- und würdenträgern.

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