Freitag, 27. Dezember 2013

fest der liebe - für die männer wohl nicht

Weihnachten. Das fest der liebe. Merk ich aber bisher noch nichts von. Keiner hat mich lieb oder will mit mir liebe machen. Ich sitze heiligabend mittags im zug auf dem weg zu meinen potentiellen schwiegereltern. Und freue mich schon auf das üppige, meinen cholesterinwert in die höhe treibende essen.
Zurück zum fest der liebe: meine mutter ist beleidigt, weil ich diesmal nicht bei meinen eltern zu hause feiern wollte. Nicht die tatsache, dass ich weihnachten bei meiner freundin verbringe, ärgert sie, sondern mein ausdrückliches bekenntnis: „dieses jahr feiere ich auf keinen fall im heimischen wohnzimmer.“ beide leiden wir jetzt unter den dadurch hervorgerufenen familiären verstimmungen. Mein vater wohl auch, weiß dies aber, wie immer, gut zu verbergen. Fest der liebe.
Auf dem weg zum bahnhof ging es noch liebloser zu, fällt mir ein.
An einer großen kreuzung torkelte ein anfang vierzigjähriger singend über die kreuzung bis er von einer beigefarbenen hauswand gestoppt wurde. Die hauswand war nicht bereit zu weichen und er, da er wohl nicht wusste, wie er anders weiterkommen sollte, beschimpfte erst die harmlos dreinblickende wand und, als das nicht half, übte er sich vor ihr im schattenboxen. Armer irrer, dachte ich. Da ich keine lust hatte, zwischen ihm und der hauswand zu vermitteln, verließ ich dieses traurige schauspiel.
Auf dem sich anschließenden kurzen stück durch die innenstadt blickte ich in gestresste bis panische gesichter; weihnachtsgeschenke in letzter minute, dachte ich. „Geschenke statt nächstenliebe“ hätte ich denken können.
Wieder an der hauptstraße entlanggehend wurde ich zeuge eines beinahe-unfalls. Ein roter mini-cooper fuhr aus einer parklücke ohne den von hinten kommenden schwarzen lupo zu beachten. Eine kollision wurde gerade noch verhindert, aber der lupo bremste anschließend den mini aus und der lupo-fahrer wollte den mini-fahrer wohl zur rechenschaft ziehen. Dieser aber dazu nicht bereit, entgegnete nur: „ach halt doch die schnauze“. Das nahm dem lupo-fahrer erst mal den wind aus den segeln. Als er sich wieder gefangen hatte, kam nur: „halt selber die schnauze“. Wie schlagfertig. Erinnerte mich ein bißchen an die tage im kindergarten: „wer´s sagt, ist es selber“. Fest der liebe, fest der liebe, summte ich im weitergehen vor mich hin.
In der nähe des osnabrücker bahnhofs gibt es eine sog. Frühkneipe, die morgens um sechs in der früh ihre türen öffnet und all die nachtschwärmer auffängt, die noch nicht ins bett wollen. Oder die frühaufsteher, die morgens schon ein paar bier brauchen, um fit zu werden. Im vorbeigehen sah ich, dass im innern dieses molochs gerade eine schlägerei tobte. Wie man es aus westernfilmen kennt ging die tür immer wieder auf und zu, wobei entweder ein körperlich erregter und zu gewalttätigkeiten offenbar bereiter hinausgestoßener versuchte wieder in den laden zu gelangen oder eine der vor der tür stehenden frauen hineineilte, um ihren freund davon abzuhalten, mit anderen betrunkenen an der theke herumzurangeln. Da es in dieser absteige ständig zu schlägereien kommt, reagieren die meisten vorbeigehenden passanten nur mit desinteresse und gehen achtlos weiter. So auch ich.
Hundert meter weiter lag ein damenfahrrad quer auf dem fußweg und ein ebenfalls sehr betrunkener, leicht verwahrloster typ versuchte sich an der hauswand hochzuziehen. Angewidert und ohne ihm meine hilfe anzubieten ging ich schnell vorbei. Fest der liebe.
Als sich dann noch einer weiterer männlicher jugendlicher vor mcDonalds sitzend zwischen seine beine erbrach, war für mich das maß voll. Fest der liebe?, fragte ich mich ein letztes mal kopfschüttelnd.
Offenbar haben insbesondere männer zwischen 20 und 50 probleme, mit den weihnachtlichen festtagen zurecht zu kommen. Da sollte sich meine freundin doch eigentlich schon freuen, dass ich geduscht und nüchtern mit mittelmäßig schlechter laune nach einer langweiligen zugfahrt in ihrem heimort eintraf.

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